Essen. Wenn man möchte, kann man sich auf Social Media ganz schön verblöden lassen. Unser Autor wäre dabei fast in eine peinliche Falle getappt.

Auf sozialen Medien kann man ziemlich dumm werden. Und zukünftig wird man noch viel dümmer werden können, da sich bekanntlich immer mehr US-Milliardäre dazu entscheiden, ihre Netzwerke unter dem Deckmantel der „Free Speech“ weiter in ein Irrenhaus ohne Anstand zu verwandeln, zum Beispiel, indem sie Faktencheks verbannen. Siehe Elon Musk, siehe Zuckerberg. Gesellschaftspolitisch wird das noch gefährlich.

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Da muss man fast dankbar sein, wenn man nur auf hohle Clips mit angeblichen Alltagskniffen stößt, in denen flüssige Butter auf umständliche Weise in einen Deoroller umgefüllt wird und anschließend wieder hart gemacht wird, um mit ihr die Pfanne besser einfetten zu können. Natürlich könnte man auch einfach direkt den Butterblock über die Pfanne ziehen, aber das wäre zu genial.

Direkt an den Geschmacksknospen vorbei

Ist es angesichts derartiger Inhalte verwunderlich, dass ich zuerst dachte, da wären Eltern eines verhätschelten Kindes am Werk, als ich über ein Video stolperte, in dem jegliches Essen in den Mixer gehauen wurde? Dass ich mich beömmelte, weil die Eltern Sätze sagten wie „The blend goes directly into his stomach by passing the taste buds“, was quasi so viel heißt wie: Die Mischung geht an den Geschmacksknospen vorbei, direkt in seinen Magen. Dazu die schöne Ergänzung: Was man da alles geschluckt hat, spürt das Kind höchstens, wenn es anschließend aufstößt. Eltern, die sicherstellen, dass ihr Kind sich ausgewogen ernährt, indem sie alles durcheinandergemixt in es hineinkippen? Das schien mir in Zeiten, in denen „vollwertige Mahlzeiten“ als Drinks in Supermarktregalen stehen, absolut realistisch.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Ich bin dann ja doch noch jemand, der sich noch mal „faktencheckt“, bevor er Dinge teilt oder gar darüber schreibt. Und so erfüllte mich ein großes Gefühl von Scham: Die Familie bereitete das Essen nur deshalb auf diese Weise vor, weil ihr Sohn eine genetische Störung hat. So stellen sie mit viel Liebe und Enthusiasmus sicher, dass er sich gesund ernährt. Tolle Eltern, schusseliges Ich.

Wobei mir die grenzenlose Meinungsäußerung eigentlich hätte erlauben sollen, die Eltern nach der ersten Video-Sicht unmittelbar als einfältige Narren zu beschimpfen. Aber noch dümmer und unanständiger, das wird es erst noch.