Essen. Kabel-Schubladen gibt es in jedem Haus. Aber eigentlich sind diese Orte viel mehr als Lagerungsorte für Kabelsalat. Und sie sind nicht alleine.

Ohne eine repräsentative Umfrage durchgeführt zu haben, gehe ich fest davon aus, dass es mindestens in 76,5 Prozent der deutschen Haushalte eine Kabel-Schublade gibt. Aber würde man der komplexen Identität jener Schubladen gereecht werden, wenn man sie allein auf den Elektrosalat reduzieren würde? Kabel-Schubladen sind doch oft so viel mehr! Batterien-, Gebrauchsanweisungen- oder Akku-Schubladen etwa. Oder – wie in unserem Fall – Bauchtaschen-Schubladen.

Die Komplexität der Kabel-Schubladen

Nur ist meine Bauchtasche zugegeben nicht immer sorgfältig verschlossen. Also fällt ihr Inhalt – Pfefferminz-Pastillen oder Kleingeld – auch mal heraus und verfängt sich im Kabelsalat. Und wo eine Pastille liegt, gesellen sich Artgenossen hinzu. Wo sich 1 Cent wohlfühlt, fühlen sich auch 2 Cent wohl. Wo Papa was reinlegt, legen auch die Kinder was rein. Vielmehr ist diese Schublade also eine Kabel-Bauchtaschen-Kleingeld-Pastillen-Schublade. Und mittlerweile sind auch die Gameboy-Spiele hinzugekommen.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Die Schublade ist nicht der einzige sonderbare Stauraum dieses Hauses. Direkt neben ihr befindet sich ein Schrank, der eigentlich für die Bügelperlen der Kinder gedacht sein soll. Aber aus einem unerklärlichen Grund empfinden auch die niemals benutzten Bierdeckel mit dem „Friesisch herb“-Aufdruck diesen Schrank als geeignetes Habitat. Ein „Glücksklee“-Selbstpflanz-Set, das wir vermutlich niemals öffnen werden, hat dort auch seinen Platz gefunden. Und dann ist da noch diese „Happy Birthday“-Spardose, die dauerhaft einen leeren Magen hat. Man könnte das Thema dieses Schrankes „überflüssige Geschenke“ nennen. Aber die Bügelperlen machen dieses Konzept dann doch irgendwie kaputt.

Totenköpfe neben Pastillen und Kleingeld

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Sollte ich die Sinnlos-Geschenke weiterverschenken, wüsste ich immerhin, wo ich geeignete Geschenktüten fände. Diese befinden sich zusammen mit den Silikon-Gießplatten zur Herstellung eigener Seife und den Tuben mit Acrylfarbe im Keller. In direkter Nachbarschaft des Halloweendekorations-Einmachgläser-Schrankes. Weil die Horror-Deko teils elektronisch ist, verknoten sich da unten auch einige Kabel. Vielleicht wären die Totenköpfe neben Pastillen und Kleingeld doch besser aufgehoben.