Essen. Der Schulstart war für unseren Autor unvergesslich. Schließlich landete sein Sohn bei einem Fastfood-Riesen, bevor er den Klassenraum betrat.
Wenn ich irgendwo das Fahrzeug eines Gärtnereibetriebs sehe, dann muss ich immer an meinen ersten Tag an der weiterführenden Schule denken. Mein Vater konnte mich immer auf meinem Schulweg begleiten, und ein Teil unseres Weges führte durch eine Kleingartenanlage. Einmal und nie wieder versperrte uns dort ein Pritschenwagen den Weg – ausgerechnet am ersten Schultag. Mein Sohn dagegen, der wird immer an sein Debüt am Gymnasium denken, wenn er in ein Franzbrötchen beißt.
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Ich bin schon ein Erziehungsberechtigter der engagierten Sorte. Aber meine überdurchschnittliche Zerstreutheit lässt mich manchmal als einen uninformierten Schulterzucker-Vater dastehen. Dieses Mal hatte ich verpeilt, dass der Start für Klasse 5 nicht für 8.15 Uhr, sondern für 9 Uhr terminiert war. Natürlich: Besser ist man zu früh da als zu spät. Aber die Lehrer mussten schon grinsen, dass ausgerechnet „Herr Wüllner“, derjenige, der selbst auf diese Schule ging und sie noch kennt wie seine Westentasche, als einziger schon um 8.15 Uhr mit Frau und Kind auf der Matte stand.
„Mama, Papa? Das werde ich nicht vergessen!“
Glücklicherweise wehen direkt neben der Schule, die seit Generationen von unserer Familie besucht wird (auch meine Mutter ging hier schon hin), eine Flagge mit einem goldenen M. Die benachbarte Filiale der bekanntesten Fast-Food-Kette der Welt war damals der Ruheort von uns Oberstufenschülern. Hier verbrachten wir Freistunden, Mittagspausen, hier machten wir Hausaufgaben und verschwendeten unser Taschengeld.
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Unser Sohn hätte um 8 Uhr auch Pommes gegessen. Er würde immer Pommes essen. Aber beim goldenen M werden auch Kaffee, Pancakes und sogar Franzbrötchen serviert. Und ganz ehrlich, was (außer vielleicht Pommes) ist schon leckerer als ein Franzbrötchen? Sie können sich also denken, was wir zwischen 8.15 und 9 Uhr getan haben. Nur: Ich hätte eher prophezeit, dass wir in einen Stau mit einem Pritschenwagen geraten, als uns gleich nach den Ferien Cappuccino schlürfend und Süßgebäck mampfend im Schnellimbiss zu wähnen. „Mama, Papa?“, sagte unser Sohn. „Das werde ich nicht vergessen!“
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.