Essen. Die Tochter unseres Autors ist noch nicht sieben Jahre alt, aber verhält sich wie in der siebten Klasse. Eher relaxt geht es ihr Bruder an.
Stellen Sie sich eine Klasse der Stufe 7 vor. Ich wette, die Jungs sehen aus wie Lausebuben, während die Mädels eher schon dem nahekommen, was man als Frau bezeichnen würde. Nicht nur äußerlich, auch vom Verhalten her. Will heißen: Bestimmt sind die ein oder anderen Brote der Mädchendosen selbst geschmiert. Wir sind zwar noch etwas weg von Klasse 7. Und ich habe nicht darauf gewartet, dass sich das Klischee der frühreifen Tochter und des entspannt reifenden Sohnes bewahrheitet. Aber da sind wir nun.
Zwei Kinder, ein Ehemann: die Sechsjährige hat konkrete Pläne
Unsere Sechsjährige hat sehr konkrete Pläne. Zwei Kinder und einen Ehemann will sie bald haben. Damit sie ihnen „jeden Tag Frühstück machen kann“ – so wie sie es die ganzen Sommerferien für sich ohnehin getan hatte. Melia schnibbelte akkurate Obststückchen, mischte diese in Joghurt mit Haferflocken und bereitete sonstige Bestandteile eines äußerst gesunden Frühstücks vor. Teils beinhaltete die Joghurtmahlzeit selbst gepflückte Beeren aus dem Garten. Nur das Beste für Ihre Zukunftskinder!
Erst als die Morgenmahlzeit fast verdaut war, quietschte unser Großer schlaftrunken das Treppengeländer herunter. „Ich habe noch nichts gegessen“, murmelte er, indirekt auffordernd, das elterliche Hinterteil in die Küche zu befördern. Ich finde zwar, auch als Zehnjähriger kann man noch einen gewissen Papa-Mama-Service erwarten, aber wenn die jüngere Tochter schon, ihre späteren Elternpflichten antizipierend, in der Küche stand, ist es schwierig, dem größeren Kind zu sagen: „Du hast Hunger, mein Lieber? Ich mach dir ein richtig aufwendiges Frühstück!“ Nur sorgt auch das Gegenprogramm – sowas à la „Beweg deine vier Buchstaben selbst in die Küche!“ – eher für den Rückzug des Jungen. Hungertod vor Eigeninitiative!
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Zu seinem Glück verwöhnt ihn jetzt auch seine Schwester und hat ihm neulich das zum Abendessen gemacht, was wir einen „Happy Teller“ nennen: Bunte Brote mit zig gesunden Beilagen und einer kleinen Überraschung. „Du brauchst mich nicht so verwöhnen!“, sagte der Große, leicht beschämt, aber glücklich. Seine Zukunftspläne dürften auch klar sein: Regelmäßig bei der Schwester, den Nichten und Neffen zum Essen vorbeischauen.