Essen. Sein Sohn hat ihn angesteckt: Nach 20 Jahren lässt unser Autor wieder Monster im Kartenspiel gegeneinander antreten. Das kostet viel Hirnschmalz.
Die Existenz von Pokémon-Karten wäre etwas für die Unter-500-Euro-Fragen bei Günther Jauch. Aber die meisten Leute dürften auch schon mal etwas von Yu-Gi-Oh-Karten gehört haben. Im Gegensatz zu Pokémon-Karten, die auf Schulhöfen bloß getauscht wurden, weil die Spielregeln ein Mysterium waren, wurde mit Yu-Gi-Oh-Karten tatsächlich gezockt.
Zwar wurden die Monster während der Duelle nicht lebendig wie in der Fernsehserie, aber als Zehnjähriger war man seinerzeit ja mit genug Fantasie ausgestattet.
Ein leckeres Kartendeck: Gunkan-Sushiffe, Attacke!
Yu-Gi-Oh hat sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Und überall auf der Welt wird es immer noch gespielt. Auch bei Zehnjährigen – wie meinem Sohn. Sammelkartenkonzerne können sich allerdings vor allem deshalb glücklich schätzen, weil Männer nie erwachsen werden. Natürlich sind es die Kinder von damals, die heute Meisterschaften ausrichten und sich Raritäten auf Kartenbörsen sichern. Selbstverständlich habe auch ich mir ein Kartendeck gekauft. Es besteht aus „Gunkan“-Monstern oder „Suschiffen“ – ein Wortspiel aus Sushi und Schiff. Das sind etwa Flugzeugträger, die aus rohem Fisch bestehen. Eine köstliche Idee!
Wie ich mit meinen „Sushiffen“ am besten spiele, ist aktuell Hauptinhalt der Whatsapp-Nachrichten an meinen Schwager. Mein Sohn hat einen Yu-Gi-Oh-Hype in der ganzen Familie ausgelöst.
Wer das jetzt belächelt als Zeitfresser für verspielte Nostalgiker, dem sei gesagt: Unsere Köpfe rauchen. Wer nach 20 Jahren wieder anfängt, könnte auch an seiner Dissertation arbeiten. Das Spiel hat sich enorm weiterentwickelt.
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„Einmal pro Spielzug, falls du ein oder mehr ,Gunkan‘-Monster als Normal- oder Spezialbeschwörung beschwörst, sogar während des Damage Steps: Du kannst 1 ,Gunkan‘-Karte von deinem Deck auf dein Deck legen“ – das ist nur ein Drittel (!) eines maximal kleingedruckten Textes auf einer einzigen Karte. Nichts versteht man am Anfang. Aber kapitulieren? Dem Sohn sagen, dass man zu doof ist? Lieber bestelle ich mir Superpanzerschiffe, mit gefährlichem Sushi.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.