Essen. Neue Anziehsachen? Dafür musste unser Autor früher Stunden mit seinen Eltern durch die City stiefeln. Warum das für seine Kids völlig fremd ist.

sdsdAuf unserer jüngsten Familienkonferenz wurde eine sonnenförmige Mindmap mit all den schönen Sachen gezeichnet, die wir an unseren Sommerferientagen erleben wollen. Allerdings mussten sich zu den schönen Aktivitäten einige lästige Pflichten gesellen, in der Mindmap unmissverständlich dargestellt durch eine griesgrämige Wolke.

Komplettaustausch im Kleiderschrank

Nun hatten wir uns zwar davon verabschieden, eine große Umgestaltung des Gartens anzugehen, aber zumindest eine Inventur in unseren Kleiderschränken wollten wir machen. Wie nötig das komplette Ein- und Ausräumen dieser Schränke war, zeigte sich an den zehn Altkleidersäcken, die wir zusammenbekamen. Und da die Kinder frisch ins Schuljahr starten sollen, bestellten wir so viele neue Klamotten wie seit Jahren nicht. Komplettaustausch.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Meine Frau wird darauf bestehen, dass auch das Heraussuchen günstiger, passender Anziehsachen auf Online-Shops als zeitintensive Arbeit gewürdigt wird. Aber natürlich ist es kein Vergleich zu früher, als man stundenlang mit den Eltern durch die Innenstadt stiefeln musste, in der Hoffnung, dass es in der nächsten Umkleidekabine nicht so eng und käsefüßig sein wird wie in der letzten.

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Wie weit weg diese Erfahrung für meine Kinder ist, realisierte ich, als meine Tochter fassungslos fragte, ob man im Laden „naahackt“ sein müsste, um dort Sachen anzuprobieren. Ja, dieses sechsjährige Mädchen weiß nicht so richtig, was eine Umkleidekabine ist – weil ihre Eltern zu diesen gemütlichen Menschen gehören, die den lokalen Einzelhandel tödlich vernachlässigen. Und unser Sohn? Der fühlte sich durch das 5-minütige Anprobieren der vom Boten gelieferten Sachen derartig in seinem Chill-Modus gestört, dass er ein Gesicht zog wie ich damals nach dem 28. Laden.

Vielleicht sollten wir auf unserer nächsten Familienkonferenz den Innenstadt-Gang als Aktivität beschießen, so als Bildungs- und Anti-Faulheitsmaßnahme. Aber das wäre wohl eher ein Punkt für die schlecht gelaunte Wolke.