Essen. Unser Autor fährt oder fliegt dieses Jahr nicht in den Urlaub. Warum seine Kinder trotzdem „Freiheit!!!“ in die Welt hinausbrüllen.

Wenn die Tochter „Freeeeeeiheit“ ruft und barfuß mit gestreckten Armen durch den Garten rennt, wenn auch der Sohn darüber philosophiert, was für ein schönes Gefühl Freiheit ist und sich die Ehefrau „frei“ im Kopf fühlt, dann hat man richtige Entscheidungen getroffen.

Nein, wir reden nicht von dem Garten eines Ferienhauses. Und dieses ausgeprägte Freiheitsgefühl kommt auch nicht daher, dass wir uns auf einer Insel sonnen lassen, allein körperlich weit weg von den Alltagsroutinen und lästigen Pflichten. Die Freiheit ist vielmehr mental. „Hauptsache, in deinem Kopf ist Urlaub“, sagte meine kluge Frau.

Auch interessant

Möglich ist dieses Gefühl nur, weil wir am Tag nach der Zeugnisvergabe die eingangs erwähnte richtige Entscheidung getroffen hatten. Eigentlich war geplant, unseren gemeinsamen Urlaub für eine erneute XXL-Buddelaktion im Garten zu nutzen. Da wir nicht wegfahren oder -fliegen, sollte das eigene Grün in ein Ferienressort verwandelt werden. Nur hätte das bedeutet, unsere gemeinsamen zehn Tage wie auf der Baustelle zu verbringen.

Der ideale Ferienausblick

Das Geld wäre nur draufgegangen für Kies, Erde und die Leihgebühren der Gartengeräte. Und unsere Energie wäre nur in Spatenstiche geflossen, nicht in Spaß mit den Kindern. Aber dann sagten wir uns plötzlich: Komm, wir lassen es! Der Garten ist auch so schon schön genug. Und alleine dieses Loslassen von der Anstrengung, sorgte für einen mächtigen Endorphinschub. Einfach sein, in den Tag leben, nur das Mindeste tun – der ideale Ferienausblick.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Nur war ich dann fast derjenige, der dieses Gefühl zerstörte! Weil in meinem Kopf noch nicht voll Urlaub ist, weil ich noch einige Tage arbeiten muss. Während die Kinder und meine Frau schon frei haben, bin ich noch sehr in meiner Routine gefangen – arbeiten, Hausarbeit, schlafen. In so einem Modus zwingt man schnell auch den anderen Pflichten auf. Aber sollte man wirklich jemanden zwingen, das Kinderzimmer aufzuräumen, der gerade „Freiheit“ in die Welt hinausbrüllt?