Essen. Zum Glück fährt unser Autor nicht in den Urlaub - denkt er sich, nachdem sein Bruder in seiner Ferienwohnung eine Hygiene-Hölle erleben musste.
Wenn wir in einer Ferienwohnung ankamen, dann gehörte es früher immer dazu, dass die Klos eingesprüht wurden, bevor sich jemand draufsetzen durfte. Bei meinem Bruder und seiner Familie wird es jetzt vermutlich Tradition, nach Anreise erst einmal eine Volldesinfektion durchzuführen.
Mangelndes Vertrauen in eine ordnungsgemäße Reinigung basiert nicht auf extremer Pingeligkeit. Wenn - wie bei meinem Bruder - noch überall Hundehaare rumliegen und Teller dreckig sind, hat man so seine Erfahrung gemacht...
Also mussten mein Bruder und meine Schwägerin erst einmal eine Komplettreinigung angehen, bevor die Koffer ausgepackt wurden. Aber auch der Kühlschrank musste gefüllt werden. Auf dem Weg zum Supermarkt allerdings wurde es meiner Nichte aus irgendeinem Grund unaufhaltsam übel. Anschließend hätte man leider auch eine Vollreinigung im Autoinneren durchführen müssen.
Irgendwie schaffte es mein Bruder trotzdem, mit ihr einkaufen zu gehen, sein T-Shirt diente als Kleid für seine Tochter und damit als Alternative zur vollgebrochenen Kinderkleidung. Zurück im Ferienhaus aber musste es natürlich erst einmal in die Badewanne, die – da erzählte mein Bruder schon vorab erwartungsvoll von – mit einer Whirpool-Funktion ausgestattet war. Sprudelndes Wasser als erster kleiner Urlaubsmoment? Massenhaft ekliger Schnodder spritzte aus den Düsen. Zum Umkippen! Und dann spritzte es so sehr aus der Siff-Wanne, dass auch mein danebenliegender, einjähriger Neffe, der eigentlich schon perfekt fürs Bett gestriegelt und eingepackt war, komplett nass wurde.
Der Urlaub soll danach ganz schön gewesen sein. Trotzdem kann ich mir dank dieser Geschichte glaubhaft einreden, dass es gar nicht so schlecht ist, dass wir dieses Jahr nicht in den Urlaub fahren. Zu Hause, da weiß man wenigstens wo der Dreck herkommt.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.