Augsburg. Die Übernahme des angeschlagenen Weltbild-Verlags durch den Investor Droege ist unter Dach und Fach, am Montag wurden die Mitarbeiter informiert. Über den Düsseldorfer Unternehmer Walter Droege ist nicht viel bekannt, er scheut Öffentlichkeit, gilt aber zumindest als “Investor ohne Gier“.
Der Düsseldorfer Investor Droege hat den insolventen Weltbildverlag übernommen. Der notarielle Kaufvertrag sei abgeschlossen worden, wie Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Montag mitteilte. Der Vertrag wurde demnach am Samstag unterzeichnet, am Montag wurden in Augsburg die Weltbild-Mitarbeiter informiert. Der Übernahme müssen nun noch das Kartellamt sowie der Weltbild-Gläubigerausschuss zustimmen.
Die Sanierung der Verlagsgruppe mit den etwa 2100 Beschäftigten am Unternehmenssitz in Augsburg und in den bundesweit verteilten Buchhandlungen erfolgt als Joint Venture. Aus dem katholischen Weltbild-Verlag ist in den vergangenen Jahrzehnten ein internationales Handelshaus für Bücher, CDs und DVDs geworden. Mit dem Verkauf der Mehrheit des insolventen Unternehmens an den Investor Droege ist die Geschichte von Weltbild als Konzern in kirchlicher Hand zu Ende.
Weltbild will "Multichannel-Anbieter" bleiben
Unter dem Begriff "Weltbild 2.0" wurde in der Insolvenz ein neues Geschäftsmodell entwickelt. Wie bisher will Weltbild ein "Multichannel-Anbieter" bleiben, also sowohl vor Ort mit Geschäften präsent sein als auch im Internet ein breites Angebot haben. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verkleinerte allerdings Verwaltung, Logistik und Filialnetz. Auch die Werbe- und Marketingaufwendungen waren ihm "deutlich zu hoch und diffus".
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Die Anfänge von Weltbild liegen nach eigenen Angaben im Jahr 1948, als das Katholische Männerwerk aus Fulda in Augsburg einen Verlag gründet. Erste Publikation ist das katholische Magazin "Mann in der Zeit", weitere Illustrierte folgen. Im Jahr 1972 startet der Bücherdienst, der Literatur per Katalog anbietet. Später baut Weltbild mit der Buchhändler-Familie Hugendubel ein flächendeckendes Netz von Geschäften auf. Zudem bietet das Unternehmen seine Produkte über Internet-Plattformen an.
Droege gilt als verschwiegen
Die Droege International Group AG übernimmt die Führung bei Weltbild, Geiwitz bleibt als Vertreter der Gläubiger zunächst Minderheitsgesellschafter.
Der Düsseldorfer Unternehmer Walter Droege gilt als ebenso verschwiegen wie finanzstark. Öffentliches Interesse an seiner Person schätzt der Familienunternehmer und Herr über ein milliardenschweres Firmenimperium gar nicht. Anfragen zu seiner Vita werden von der Pressestelle seines Unternehmens abschlägig beschieden. Ins Gespräch brachte sich Droege mit der Mehrheitsübernahme des insolventen Weltbild-Konzerns.
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Sein Beratungs- und Investmenthaus ist eigenen Angaben zufolge an 125 Gesellschaften in rund 30 Ländern weltweit beteiligt. Auf der Liste der Beteiligungen steht ein auf Allergiemittel spezialisiertes Pharmaunternehmen ebenso wie Logistik- oder IT-Firmen. 2013 erzielte die Droege Group einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro.
"Investor ohne Gier"
Das "Handelsblatt" bezeichnete den auf Restrukturierungen und schwierige Fälle spezialisierten Unternehmer als "Investor ohne Gier". Die Droege Group beteiligt sich nach eigenen Angaben vorrangig an Firmen, von denen sich größere Konzerne durch Abspaltung trennen, sowie an Unternehmen in Umbruchsituationen. In einem Beitrag für die FAZ beschrieb der Unternehmer vor einiger Zeit seine Arbeitsweise: Erst kommt ein "100-Tage-Programm" zur Bewertung und Analyse, dann kommt die Umsetzung. (dpa)