Essen. Mit Benjamin Brittens Bühnenwerk “Death in Venice“ nach Thomas Manns Novelle hat Regisseur Immo Karamann einen glänzenden Abschluss des Britten-Zyklus an der Rheinoper gefeiert. Das Publikum war begeistert, fühlte sich eher an ein intimes Tagebuch erinnert, als an ein Theaterstück.

Der Britten-Zyklus des Regisseurs Immo Karaman an der Rheinoper bot "Peter Grimes", "Billy Budd" und "The Turn of the Screw" eine ganze Serie denkwürdigen Produktionen. Mit Brittens letztem Bühnenwerk "Death in Venice" nach der Novelle von Thomas Mann, das nun in Düsseldorf vom Premierenpublikum begeistert gefeiert wurde, gilt die Reihe als abgeschlossen. Schade, dass so der "Sommernachtsraum" ausgespart bleibt.

"Death in Venice" entfaltet sich wie ein fast dreistündiger innerer Monolog, in dem Britten so intime Einblicke in seine künstlerische und persönliche Gedanken- und Gefühlswelt erlaubt, dass es eher als Tagebuch denn als Theaterstück zu verstehen ist. Der Komponist begnügt sich mit einem eher kleinen Orchester, das die Handlung zart kommentiert. Die Monologe erinnern an Secco-Rezitative, sparsam vom Klavier begleitet.

Sonderlob für musikalische Umsetzung

Ein Sonderlob verdient die musikalische Umsetzung. Lukas Beikircher betont mit strikter Konsequenz den episch-sanft fließenden Charakter der Musik und versucht nie, den fast jenseitig abgeklärt anmutenden Tonfall effektvoll aufzuladen. Raymond Very überbietet sich in der Rolle Aschenbachs mit einer kaum zu übertreffenden Stimmkultur und einer wach phrasierenden, hochintelligenten Rollengestaltung. Großartig auch der Bariton Peter Savidge, der die sieben Todesallegorien vom Reisenden bis zum Straßensänger kongenial darstellt.

Auch interessant

Wie der Dirigent sucht auch Immo Karaman nicht nach äußeren Effekten, sondern stellt mit Feingefühl und handwerklichem Können die seelischen Verwicklungen der Hauptrolle dar. Karaman und seinem Bühnenbildner Konrad Zwimpfer gelingt das Kunststück, das innere Elend packend zu vermitteln, ohne die Handlung auf eine Müllhalde oder einen schäbigen Hinterhof zu verlagern.

Ein schöner, wenn auch anstrengender Abend. Vielleicht lässt sich der Zyklus vielleicht doch noch ausbauen. Britten, das Publikum und die Rheinoper hätten es verdient.

Termine: 18., 20., 22. und 29. Juni. Theater Duisburg: 4. und 6. Juli. www.operamrhein.de