Berlin. Das Umweltbundesamt warnt beim Wassersparen vor blindem Aktionismus, denn unter Umständen treibt Sparen am falschen Ende die Kosten in die Höhe. Doch überlegtes Sparen bringt viel, Experten empfehlen den Einbau von Perlatoren oder Wassersparbrausen.

Beim Wassersparen ist Deutschland ganz vorne mit dabei. In Europa verbrauchen nur Belgier und einige osteuropäische Länder so wenig aufbereitetes Trinkwasser wie die Deutschen. Seit 1990 geht der Verbrauch kontinuierlich stark zurück – und ist mit rund 120 Litern pro Tag und Einwohner heute so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr. Das liegt an neuen wassersparenden Technologien und veränderten Verhaltensmustern.

Seit die Deutschen das Wassersparen wiederentdeckt haben, wird indes heftig darüber diskutiert, ob das hierzulande wirklich sinnvoll ist oder nur der Beruhigung des Gewissens dient. Wasser, das hier eingespart wird, kommt schließlich nicht Menschen in Südeuropa oder Afrika zugute. Rund 800 Millionen Menschen haben weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wenn wir kürzer duschen, nutzt das den wasserarmen Regionen jedoch gar nichts.

Mit Frischwasser nachspülen oft notwendig

Wasser ist ein lokales Gut, und in Deutschland ist mehr als genug Grundwasser vorhanden. Die Wasserwirtschaft behauptet sogar, dass Wassersparen mehr Schaden anrichte statt Nutzen stifte. In manchen Regionen müssen Trinkwasser- und Abwasserleitungen längst mit Frischwasser nachgespült werden, um hygienische Probleme zu vermeiden. Die Wassernetze sind oft Jahrzehnte alt und auf höhere Kapazitäten ausgelegt.

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Rückläufige Bevölkerungszahlen und engagiertes Wassersparen lassen nach Darstellung der Wasserwirtschaft die Kosten steigen. Nicht nur wegen der teuren Reinigung der Rohre, sondern auch wegen des hohen Fixkostenanteils bei der Wasserversorgung. Wenn alle kräftig sparen, müssen die unveränderten Grundkosten schließlich auf eine kleinere Wassermenge umgelegt werden – der Preis für einen Kubikmeter Wasser steigt. Je mehr Wasser gespart wird, desto teurer wird es – ein Dilemma.

Wassersparen ist also nicht immer sinnvoll. Das Umweltbundesamt warnt deshalb vor blindem Aktionismus. Aber: Daraus nun den Umkehrschluss zu ziehen, künftig einfach den Hahn voll aufzudrehen, ist genauso falsch. Aus zwei Gründen. Erstens: Wer umsichtig mit Wasser umgeht, schont trotzdem seinen Geldbeutel. Und zweitens wird ein sehr großer Anteil des im Haushalt verwendeten Trinkwassers erwärmt. Kochen, Duschen, Waschen, Geschirrspülen – das alles verbraucht Energie und erzeugt klimaschädliches CO2.„Warmwasser ist nicht nur teuer“, hält deshalb das Umweltbundesamt fest, „sondern ist nach Heizung und Auto einer der größten Energieverbraucher und CO2-Verursacher im privaten Haushalt.“

Gleiches Duschgefühl bei weniger Durchlauf 

Die Experten empfehlen deshalb den Einbau wassersparender Armaturen wie Perlatoren oder Wassersparbrausen. Das spart viel Geld und schont die Umwelt. Während ein herkömmlicher Duschkopf beispielsweise auf einen Wasserdurchfluss von 12 bis 15 Litern pro Minute kommt, benötigen Wassersparbrausen nur sechs bis neun Liter für ein vergleichbares Duschgefühl. Nach Berechnungen des Öko-Instituts kann ein Zwei-Personen-Haushalt so schon 20.000 Liter Wasser und 100 bis 200 Euro Wasser- und Energiekosten im Jahr sparen. Ein Wannenbad sollte die Ausnahme bleiben, hierfür braucht man etwa doppelt so viel Wasser wie für eine Dusche.

Übrigens: Rund 40 Prozent des Wasserverbrauchs entfallen im Haushalt auf die Körperpflege, also Waschen, Baden und Duschen. Ein weiteres knappes Drittel benötigt die Toilettenspülung, während das Wäschewaschen mit gut einem Zehntel des Wasserverbrauchs im Haushalt zu Buche schlägt. Sechs Prozent braucht man für das Geschirrspülen, die gleiche Größenordnung geht noch mal für Garten und Autowäsche drauf.

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Aus den Verbrauchsanteilen lassen sich sinnvolle Spartipps ableiten: Wassersparen beim Baden und Duschen bringt viel. Sinnvoll ist es, sich bei nächster Gelegenheit eine energieeffiziente Waschmaschine und einen sparsamen Geschirrspüler anzuschaffen, weil hier viel warmes Wasser eingespart wird. Tipp: Beide Geräte möglichst voll beladen und Sparprogramme verwenden. Spülen von Hand verbraucht ein Vielfaches. Auch Einhandmischer sparen Wasser und Energie, weil das lästige und teure Hin- und Herdrehen beim Wassermischen entfällt. Echte Verschwender können auch tropfende Wasserhähne oder undichte Spülkästen sein, sie können mehrere Hundert Liter Wasser im Monat vergeuden.

Lohnen Regenwasser-Zisternen?

Eine Spartaste auf der Toilettenspülung spart zwar auch viel Wasser, aber eben nur kaltes. Regenwasser-Zisternen im Garten: zwiespältig. Einerseits lässt sich das Regenwasser gut im Garten oder auch für die Toilettenspülung nutzen. Andererseits muss man sich im Klaren darüber sein, dass das Aufstellen einer Zisterne teuer ist und Ressourcen verbraucht – und ein Parallelsystem zur vorhandenen Wasserversorgung der Wasserwerke aufbaut. Nichts ist jedoch dagegen zu sagen, beim Gießen im Garten das Hirn einzuschalten.

Pflanzen gießt man im Sommer am besten abends, weil dann weniger Wasser verdunstet. Den Rasen muss man auch nicht jede Woche mähen: Je kürzer der Rasen, desto schneller vertrocknet er. Ständiges Bewässern in Trockenzeiten ist ohnehin überflüssig und teuer – nach ein paar Regentagen wird auch der braunste Rasen wieder grün.