Schwerte. Dass sie in einem Restaurant eine Pizza essen gingen, ist dem mutmaßlichen niederländischen Verbrecherpärchen wohl zum Verhängnis geworden: Die Restaurant-Betreiber aus Schwerte erkannten die gesuchten Verbrecher und riefen die Polizei. Am Mittwoch war das Gangster-Duo dann festgenommen worden.

Interpol, die niederländische und die deutsche Polizei klebten an ihren Fersen - und die beiden gesuchten mutmaßlichen Geiselgangster gingen erstmal in einem Schwerter Restaurant eine Pizza essen. In der Trattoria "La dolce Vita" an der Schützenstraße saßen der 25-jährige Antonio Marcos van der P. und die 19-jährige Enise Merve B. am Dienstagabend bei einer Pizza Capricciosa zusammen. Sie sollen für eine Serie brutaler Straftaten in den Niederlanden verantwortlich sein.

Auf dem Fernseher in dem Restaurant liefen Nachrichten - NTV war eingeschaltet. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das Fahndungsfoto der Gesuchten in diesem Moment auf dem Bildschirm zu sehen gewesen wäre. Die Polizei hatte die beiden Täter als sehr gefährlich und gewaltbereit eingestuft, sie hatten zuvor bereits Schusswaffen eingesetzt. Doch zum Glück blieb die Situation ruhig. Die Betreiber erkannten jedenfalls die Gesuchten und alarmierten die Polizei. Auch der Aufenthaltsort wurde bekannt: Das Duo hatte sich nur wenige Meter neben der Pizzeria ein Zimmer im Hotel Ostentor genommen. Ein Spezialeinsatzkommando überraschte die Beiden am Mittwochmittag, das Paar ließ sich widerstandslos festnehmen.

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Die beiden mutmaßlichen Geiselnehmer wurden am Donnerstag einem Haftrichter am Amtsgericht Hagen vorgeführt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Hamm und die Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Der sollte zunächst lediglich feststellen, ob es sich bei den Festgenommenen tatsächlich um die von den niederländischen Behörden gesuchten Straftäter handelt. Nach dem "Gesetz für internationale Rechtshilfe in Strafsachen" prüfe das Gericht, ob es eine sogenannte Festhalteanordnung erlässt - was er dann auch tat. "Die Verfolgten werden nun in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht. Die Generalstaatsanwaltschaft Hamm wird beim dortigen Oberlandesgericht nach Eingang der erforderlichen Unterlagen den Erlass eines Auslieferungshaftbefehls beantragen", erklärte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Dieser Haftbefehl ist Grundlage für die weitere Inhaftierung der Verfolgten in der Bundesrepublik Deutschland.

Auslieferung an die Niederlande beantragt

Die niederländische Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, sich für eine Auslieferung einsetzen zu wollen. Wenn sich die beiden nicht widersetzten, könnten sie in wenigen Tagen überstellt werden, hieß es.



Der Weg der niederländischen Geiselgangsterauf einer größeren Karte anzeigen

Dann könne das Gericht anordnen, den25-jährigen Antonio Marcos van der P. und die 19-jährige Enise Merve B. in Haft zu behalten, bis das zuständige Oberlandesgericht Hamm über eine Auslieferung an die Niederlande entscheide. Bis dahin könnten wegen verschiedener Feinheiten im Auslieferungsmodus zehn Tage bis zu vier Wochen ins Land gehen, erklärte der Sprecher.

Auch in Deutschland Straftaten begangen?

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Die Polizei in Münster versucht unterdessen, die Flucht der beiden nach ihrem Grenzübertritt zu rekonstruieren. Eine Frage ist, ob die mutmaßlichen Geiselgangster auch in Deutschland Straftaten begangen haben. Das könnte die von den Niederlanden angestrebte Auslieferung erschweren. Im Nachbarland waren rund 150 Polizisten an der Fahndung beteiligt.

Durch NRW geflohen

Am Montag hatten sie in der Grenzstadt Enschede einen Familienvater als Geisel genommen. Sie flüchteten nach Deutschland. Den als Geisel genommenen Familienvater ließen sie im westfälischen Ahaus frei. Mit dem Auto des Opfers setzten sie ihre Flucht nach Münster fort, wo der Wagen am Mittwoch entdeckt wurde. Da waren die Gangster offenbar schon nach Schwerte geflüchtet. Wie die niederländische Zeitung "De Telegraaf" auf ihrer Internetseite berichtet,untersucht die dortige Polizei derzeit, ob das Duo für weitere Straftaten verantwortlich ist.

Mit Material von dpa