Lünen/Dortmund. Der kleine Nils ist an den Folgen schwerer Hirnblutungen gestorben, ein tragischer Todesfall. Aber hat seine Mutter ihn zu Tode geschüttelt oder ist er gestürzt? Vor Gericht sagten nun ein Arzt und eine Expertin aus - und kamen zu keinem einheitlichen Ergebnis.

Der Prozess gegen die junge Mutter aus Lünen, die ihren sieben Monate alten Sohn zu Tode geschüttelt haben soll, ist am Freitag vor dem Dortmunder Schwurgericht weitergegangen.

Während ein Arzt die Version der Angeklagte nicht ausschließen konnte, fand eine Expertin belastende Hinweise.Tatsache ist: Der kleine Nils starb an den Folgen schwerer Hirnblutungen, die von einem Schädelbasisbruch ausgelöst worden waren.

Mutter: Kind ist vom Bett gefallen

Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass die 32-jährige Angeklagte das Kind heftig geschüttelt und dabei mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand geschlagen hat, behauptet die Lünerin, der kleine Nils sei an jenem verhängnisvollen 20. Juni 2010 in einem unbeobachteten Moment aus dem Ehebett gefallen und dabei offensichtlich hart aufgeschlagen.

Rechtsmediziner Dr. Eberhard Josephi kann keine der beiden Versionen ausschließen. Die Bruchverletzung, insbesondere die Stelle, an der der kleine Kopf so schwer verletzt wurde, "lassen sich grundsätzlich mit einem Sturzgeschehen in Einklang bringen", sagte der Arzt.

Ob jedoch der Schädelknochen tatsächlich auch schon bei einem Fall aus Betthöhe gebrochen wäre, wollen die Richter nun von einem weiteren Sachverständigen klären lassen.

Hinweise für Schütteln gefunden

Ein vorläufiges neuropathologisches Gutachten dürfte die Angeklagte dagegen alles andere als erleichtert aufgenommen haben. Die Düsseldorferin Dr. Eva Neunen-Jacob kommt darin zu dem Schluss, dass ein heftiges Schütteln des Kindes durchaus wahrscheinlich ist. An den Gefäßen im Halsbereich des Kindes seien Überdehnungen festgestellt worden, die darauf hindeuten, heißt es in der Expertise.