Lüdenscheid.
Es war eine Erfolgsgeschichte, die aber jetzt in Gefahr ist: das „Klogeld“ in der Adolf-Reichwein-Gesamtschule. Die Bezirksregierung Arnsberg hat mit einem Schreiben Schulleiter Michael Lohr angewiesen, keine zehn Cent mehr von den Schülern für die Nutzung der Toiletten zu erheben.
„Wir werden dem natürlich folgen, suchen aber nach einer Lösung, unsere Toilettenfrau Ingeborg Greitemann weiter zu beschäftigen.“ Damit zerstreute Lohr gestern im Gespräch mit der 58-Jährigen auch deren Ängste, sie könne ihren Arbeitsplatz verlieren. Seit vier Jahren sorgt Ingeborg Greitemann dafür, dass die mit erheblichem finanziellen Aufwand sanierte Toilettenanlage blitzblank sauber bleibt. „Da ist kein Strich an der Wand. Alles ist picobello“, freut sich Michael Lohr. „Und so soll es auch künftig sein.“
Bezirksregierung stoppte das Bezahl-Modell
Anfangs sei durchaus Überzeugungsarbeit erforderlich gewesen, um den Beteiligten die Idee des Fördervereins zu vermitteln. Aber es habe nicht lange gedauert, bis alle hinter dem Konzept gestanden hätten. „Wir haben damals auch die Stadt als Schulträger davon überzeugt.“ Nun aber hat die Schulaufsichtsbehörde eine Gesamtschule in Bochum-Wattenscheid gestoppt, die die Finanzierung der Toilettenreinigung wie die Lüdenscheider Gesamtschule finanzierte. Die Schule im Ruhrgebiet wollte jetzt auf eine Flatrate umstellen. Wer will, sollte zehn Euro jährlich zahlen. Wer nicht will, geht auf die anderen, nicht so intensiv gepflegten Toiletten.
Die Bezirksregierung Arnsberg stoppte das Modell mit der Begründung, es dürfe in der Schule keine Zweiklassengesellschaft geben. „Wir haben bei uns keine Zweiklassengesellschaft“, widerspricht Michael Lohr. „Bei uns gehen alle auf dieselbe Toilette.“ Auch wenn das „Zehn Cent Modell“ jetzt beendet werden muss, will Lohr auf keinen Fall wieder zurück zu alten Zeiten. „Wir wollen den jetzigen Standard halten. Die Arbeit von Frau Greitemann wird von allen geschätzt. Wenn alle Gremien gewählt sind, werden wir uns mit dem Förderverein zusammensetzen und eine Lösung finden, wie wir die Stelle, die vom Jobcenter bezuschusst wird, anderweitig finanzieren können.“
Ingeborg Greitemann ist mit Überzeugung dabei, hat mit Bastelarbeiten Türen beklebt und unterm Strich „viel Spaß mit den Blagen“. Sagt’s und macht sich wieder an die Reinigung.