Lünen/Dortmund. Kurz vor Heiligabend verhinderte nur der Zufall Schlimmeres: Eine Bochumerin wendete auf der Dortmunder Straße und verursachte voller Absicht zwei Unfälle. Am Dienstag hat in Dortmunder der Prozess begonnen. Ins Gefängnis muss die Angeklagte eher nicht — aber in die Psychiatrie?
Die psychisch kranke Bochumerin lebte schon lange in ihrer eigenen Wahn-Welt, als sie sich am 19. Dezember 2012 ans Steuer setzte und nach Lünen fuhr. Um 23 Uhr verursachte sie dort auf der Dortmunder Straße zwei dramatische Geisterfahrer-Unfälle innerhalb weniger Minuten. Am Dienstag begann vor dem Schwurgericht Dortmund der Prozess.
Das Ziel der Verhandlung ist nicht, die 37-jährige Kinderpflegerin wegen versuchten Mordes zu bestrafen. Ein Gefängnis wird die Mutter einer 20 Jahre alten Tochter wegen dieses Falles ganz bestimmt nicht von innen sehen. Vielmehr geht es um die Frage, ob die Beschuldigte wegen ihrer psychischen Erkrankung auf unbestimmte Zeit in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung behandelt werden muss.
"Ich wollte mich umbringen"
Derzeit ist die Bochumerin bereits in Lippstadt-Eickelborn untergebracht. Doch dass es ihr dort gut gefällt, weil endlich ihre wahnhaften und depressiven Symptome behandelt werden, kann die Frau nicht unbedingt behaupten. "Ich bin auf einer Station zusammen mit vielen chronisch Kranken", sagte sie den Richtern. Außerdem habe sie durch die Medikamente 15 Kilogramm zugenommen.
Die betroffenen Unfall-Opfer hatten großes Glück, dass an jenem Dezembertag nicht mehr passiert ist. Nach der ersten Kollision war die Frau schnell wieder ins Auto gestiegen und erneut in den Gegenverkehr gefahren. Im Krankenhaus sagte sie später zu einer Ärztin: "Ich wollte mich umbringen."