Neuenrade. . Die beiden Experten – die beiden Polizisten Petra Reinwald und Frank Enser von der Abteilung Prävention/Opferschutz – hatten gut 20 Zuhörer. Sie waren auf Einladung des Jugendausschusses der katholischen Gemeinde in den Pfadfinderraum des Neri-Hauses gekommen.

Auf die Frage in die Runde, ob jemand schlechte Erfahrungen in Neuenrade gemacht hat, antwortete die junge Frau spontan und aufgebracht. Sie berichtete, dass es Übergriffe auf Frauen gebe und auch sie selbst sei betroffen. Und diese Veranstaltung habe ihr nichts gebracht. Was sie an diesem Abend gehört habe, das habe sie auch schon vorher gewusst. Gleichwohl – der Abend mit dem Titel „Zivilcourage: helfen – aber richtig“ war für viele andere Teilnehmer informativ. Und eine zentrale Botschaft nahmen wohl alle mit: Ob als Opfer oder als Zeuge von Straftaten – man kann immer etwas tun. Und Zivilcourage ist nicht schwierig.

Gut 20 Zuhörer hatten die beiden Experten – die beiden Polizisten Petra Reinwald und Frank Enser von der Abteilung Prävention/Opferschutz. Sie waren auf Einladung des Jugendausschusses der katholischen Gemeinde in den Pfadfinderraum des Neri-Hauses gekommen.

Die Teilnehmer blieben zumindest in der zweiten Hälfte der Veranstaltung eher passiv, viel kam aus der Runde nicht. Gleichwohl war in den Gesichtern abzulesen, dass die Jungen Leute konzentriert zuhörten. Auch einige Lehrer waren dabei, denn kurzfristig hatten sich Lehrer und Schüler der Hauptschule und Sozialarbeiter Thorben Schürmann an die Veranstaltung drangehängt.

Öffentlichkeit herstellen

Die Teilnehmer reagierten natürlich auf Nachfrage der Polizisten, so entstand denn auch ein Dialog. Polizist Enser konfrontierte die Teilnehmer immer wieder mit Situationen bei der Zivilcourage vonnöten ist, beschrieb aber auch was Opfer tun können, um Situationen zu entschärfen und um Täter, welche meist mit bestimmter Erwartungshaltung und bestimmten Plan vorgehen, aus dem Konzept zu bringen.

Demnach muss man nicht Leib und Leben riskieren, um zu helfen, der schlichte Anruf bei der Polizei, das Hilfeholen, das Erregen von Aufmerksamkeit hilft. Aber gar nichts zu tun – das gehe gar nicht. Mindestens die Polizei müsse man rufen, möglichst die Situation per Handy fotografieren oder filmen und warten bis die Streife komme. Es schade nicht, den Täter darauf aufmerksam zu machen, dass er gefilmt werde. Es helfe zudem zu dem Opfer hinzugehen. Das stärke es und sei ungefährlicher für den Helfer

Täter aus Anonymität holen

Und das Opfer, das könne sich selbst helfen, indem es immer im Fall der Fälle Öffentlichkeit herstelle: Täter sollten grundsätzlich gesiezt werden, denn das verschaffe mehr Aufmerksamkeit, mache deutlich, dass es sich nicht um irgendwelche Familienstreitigkeiten handele. Zudem müsse man deutlich sagen, was passiert sei, müsse den Täter aus der Anonymität herausholen. „Hilfe, der mit dem roten Pullover hat mich beraubt“, nannte Enser hier als Beispiel.

Zudem gibt es viele Orte, die überwacht sind. Dazu zählen auch die MVG-Busse. Die haben alle Mikrofonüberwachung, zudem gibt es inzwischen Busse, die gut getarnte Kameras mit guter Auflösung haben. So müssten Täter damit rechnen, dass ihr Handeln aufgezeichnet werde. Man müsse den Busfahrer aber darauf hinweisen, die Daten zu sichern. Auch im Zug muss man sich zu helfen wissen. Möglichst unter der Notbremse sitzen und im Fall der Fälle möge man sich nicht scheuen, die Notbremse zu ziehen. Dadurch stelle man garantiert Öffentlichkeit her. Und man erreiche etwas, das alle Täter gemeinsam hätten. „Sie flüchten, weil sie nicht erwischt werden wollen“.

Auch leichte Schutz-Bewaffnung ist möglich: Enser und Reinwald empfehlen Pfefferspray, das wirke – im Gegensatz zu Tränengas – in allen Fällen. Nur habe das nichts in der Handtasche oder Jacke zu suchen. Es sollte in der Hand gehalten werden. Und nicht zuletzt habe man noch die körpereigenen Waffen.

Viele weitere Tipps hatten die Beamten parat und sensibilisierten sicher die junge Zuhörerschaft.