Dorsten/Essen. . Zunächst war er nur lästig, aber in den letzten Monaten wurde er zusehends zu einer Gefahr. Im Februar eskalierte dann die Gewalt: Im Netto-Markt in Holsterhausen griff ein 38-jähriger Dorstener einen mit Einkaufstüten beladenen Mann an und schlug ihm mit einer Taschenlampe auf den Kopf. Das Landgericht Essen schickte den Täter in die Psychiatrie.

Die Liste seiner Auffälligkeiten ist lang. Seit Jahren pöbelt der Hervester grundlos Passanten an, klaut Getränke und Lebensmittel aus Geschäften. Das bleibt den Bürgern demnächst erspart. Das Landgericht Essen wies den psychisch kranken 38-Jährigen auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie ein.

Lästig war er, etwa wenn er unbeteiligte Menschen auf offener Straße beschimpfte. Doch in den letzten Monaten wurde er zusehends zu einer Gefahr. Im Oktober 2012 stand er vor dem Haus seiner Eltern in Hervest. Voller Wucht warf er einen Stein in ihr Wohnzimmer, der den Schrank am anderen Ende des Raumes demolierte. „Acht bis zehn Kilo war der schwer“, erzählt der 64 Jahre alte Vater vor der VI. Strafkammer. Am 19. Februar 2013 ging der Beschuldigte auf das Gelände eines Autohandels an der Halterner Straße. Dort trat er an einem Opel Combo beide Außenspiegel ab.

Mann angefallen und verletzt

Zum Höhepunkt der Gewalt kommt es am 22. Februar. Um 10.50 Uhr steht er vor dem Netto-Markt in Holsterhausen. „Ich sagte zu meiner Frau, der sieht heute aber ruhig aus“, berichtet ein 54-jähriger Polizist, der an diesem Tag zum Einkaufen ging. Seit etwa zehn Jahren kennt er den Beschuldigten dienstlich. Als der Polizist den Laden verließ, war es mit der Ruhe vorbei. Obwohl er nicht im Dienst war, musste der Beamte einschreiten. Denn der 38-Jährige – Bierflasche und Taschenlampe in den Händen – hatte einen mit Einkaufstüten beladenen 62-Jährigen von hinten angesprungen und mit einer Taschenlampe auf dessen Kopf geschlagen. Mit blutenden Platzwunden ging der Mann zu Boden.

Kein Kontakt zu seiner Familie

„Es ist ein Drama“, fasst der Vater des Beschuldigten zusammen. Kontakt zu ihm hätten sie nicht mehr. Wenn sie ihn in Hervest sahen, schauten sie vorbei: „Man weiß nie, ob er aggressiv reagiert.“ Dabei hatte der Sohn bis 1995 ein normales Leben geführt. Während der Ausbildung zum Schlosser wurde er zum Jugendvertreter gewählt. Psychiater Dieter Oswald spricht von einem Lebensknick. Cannabis-Konsum als Jugendlicher habe offenbar zu einer Psychose geführt, die sich als paranoide Schizophrenie verfestigte. Ohne Medikamente und Therapie in der geschlossenen Psychiatrie sei ihm nicht zu helfen. „Im Moment sind Sie schlicht eine Gefahr für die Allgemeinheit“, sagte Richterin Jutta Wendrich-Rosch.