Werdohl.

Während in den klassischen deutschen Weinanbaugebieten die jeweiligen Weinköniginnen als Repräsentatinnen ihrer Region die Weinfeste eröffnen, obliegt in Werdohl diese Aufgabe traditionell dem Bürgermeister. Und obwohl die Stadt geologisch wie klimatisch dem Weinanbau nichts zu bieten hat, wissen die Bürger und ihre Gäste die edlen Tropfen sowie das heimelige Brückenbürgerweinfest auf der Fußgängerbrücke in Versevörde jedes Jahr aufs Neue zu schätzen. Diesmal stimmte erwartungsgemäß nicht nur das Angebot rund um den Rebensaft, sondern auch der Faktor, auf die das Organisationsteam keinen Einfluss hat: das Wetter.

Ein herrlicher Frühsommertag lockte am Samstagnachmittag Weinliebhaber zum 13. Brückenbürgerweinfest nach Versevörde, bei dem Wein, Winzer und Reben im Vordergrund des Interesses standen. Dichtes Gedränge herrschte somit vor den Ständen der drei Winzer aus Franken, der Pfalz und von der Mosel. Über den regen Zulauf freute sich nicht nur die Arbeitsgemeinschaft der Veranstaltung – bestehend aus Rudolf Völker, Wolfgang Hänel, Dr. Hans-Joachim Hultsch und Jürgen Hennemann –, sondern auch Bürgermeister Siegfried Griebsch, der das Fest als einen festen Bestandteil des Werdohler Kulturlebens bezeichnete und den Inititatoren deshalb seinen Dank aussprach.

Silvaner trocken, Riesling, Weißburgunder und andere Sorten schmeckten nicht nur den Werdohlern: Auch Gäste aus Köln, Springe am Deister und Dortmund gehören seit Jahren zu treuen Besuchern. Die Kölnerin Sylvia Ehrich hat sich seit dem ersten Brückenbürgerweinfest die Veranstaltung fest in ihrem Jahreskalender notiert. Seit zwölf Jahren kommen auch Uschi und Günter Stolte aus Springe am Deister regelmäßig zum Weingenuss an die Lenne. Sie schätzen nicht nur das Ambiente, sondern auch die Gemeinschaft, pflegen die Besucher doch seit Jahren Freundschaften nach Werdohl. Mit einem Glas Wein in der Hand und dem Blick auf die Lenne gerichtet, genossen auch Edeltraud Thoma aus Oberursel und ihr Werdohler Lebensgefährte Gerhard Schirmer die Atmosphäre rund um das Brückenbürgerweinfest. „Der Blick von hier aus ist herrlich. Wie an der Mosel“, freute sich das Paar und genoss die Abendsonne am Fluss. Über die Brücke sei er während seiner zwölfjährigen Schulzeit täglich gegangen, erzählt Gerhard Schirmer von weiteren, schönen Erinnerungen, die er mit der Brücke verbindet.

Weite Anreise für scheidenden Regenten

Eine weitere Anreise hatte auch der an diesem Abend scheidende Weinkönig 2012 Achim Kustos aus Werdohls Partnerstadt Stavehagen hinter sich gebracht, um seine Königskette an seinen Nachfolger überreichen zu können. Die Arbeitsgemeinschaft wies kurz vor der Bekanntgabe des neuen „Regenten“ auf die Werdohler Besonderheit hin: Werdohl gehört neben Erfurt zu den beiden einzigen deutschen Städten, die statt einer Weinkönigin einen Weinkönig wählt. Die Königswürde übertrug die Arbeitsgemeinschaft in diesem Jahr an Dieter Zoppa. Der frisch gekürte Regent mischte sich gemeinsam mit seiner Frau Ute unters Volk, das bis zum Einbruch der Dunkelheit und darüberhinaus feierte.