Werdohl.

Unter den Kindern und Erwachsenen, die in Deutschland nicht schwimmen können, sind auch viele Muslime – vor allem Frauen. Das wissen auch die Initiatoren von „QuietschFidel – Schwimmen lernen in Werdohl“. Daher luden sie gestern zu einem Aktionstag für Frauen und Kinder in das Werdohler Hallenbad ein.

„Wir haben besonders Frauen angesprochen, die schwer zu erreichen sind“, erklärte Gülcan Kiraz vom Türkischen Frauenverein bei der gestrigen Pressekonferenz mit Projektleitern, Vertretern der Bezirksregierung, der Deutschen Lebensrettungs Gesellschaft (DLRG) und der Stadtverwaltung. „Die Resonanz war positiv: Ich habe 70 mündliche Anmeldungen bekommen.“ Damit sich die Besucherinnen wohl fühlen, blieb das Schwimmbad gestern Nachmittag für Männer geschlossen. Unter dem wachsamen Auge einer Schwimmmeisterin wurde Wassergymnastik und Wassergewöhnung für Kinder angeboten. Außerdem standen zur Stärkung türkische Speisen und Getränke bereit. Die Einnahmen des Verpflegungsstandes kommen der Typisierungsaktion für drei türkische Geschwister aus Wetzlar am Samstag im Jugend- und Bürgerzentrum zu Gute.

„Die Mütter nehmen eine Vorbildfunktion ein“, erklärte Kiraz weiter. „Wenn sie schwimmen lernen, tun es ihre Kinder auch.“ Dr. Rainer Fiesel, Sportdezernent aus Arnsberg, hoffte, die in Werdohl gesammelten Erfahrungen landesweit auf das Projekt übertragen zu können. „Mit dem Aktionstag wollen wir zunächst die Hemmungen abbauen“, sagte er. „Der Tag soll eine Initialzündung sein, um das Schwimmverhalten zu ändern.“

Wichtiger Schritt für die Integrationsarbeit

„Wer mit 14 noch nicht schwimmen kann, dem ist es natürlich peinlich, sich für einen Schwimmkursus für Sechsjährige anzumelden“, meinte Andreas Conrad von der DLRG. Doch auch diese Jugendlichen bekämen durch das Projekt die Möglichkeit, noch Schwimmen zu lernen. „Heute Nachmittag sind verschiedene Generationen vertreten“, sagte Gülcan Kiraz. „Wir haben nicht nur Mütter und ihre Kinder eingeladen, sondern auch Mädchen zwischen 14 und 16 sind dabei.“

Auch die SPD-Bundestagabgeordnete Dagmar Freitag betonte die Notwendigkeit des Projektes „QuietschFidel“. Schwimmen sei mehr als nur ein Sport, sagte sie und begründete: „Schwimmen ist eine elementare Bewegungsform, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann.“ Daher sei es wichtig, alle Kinder und in diesem Fall besonders ihre Eltern zu erreichen. Der Aktionstag biete die Möglichkeit, eine Klammer zu schließen. Auch Bürgermeister Siegfried Griebsch betonte, dass das Teilprojekt ein wichtiger Schritt für die Integrationsarbeit der Stadt Werdohl sei.