Berlin. “Bloch“ muss in den Knast. Der kratzbürstige Psychotherapeut steht im Verdacht, eine Patientin (Anna Maria Mühe) sexuell belästigt zu haben. Es ist der letzte Auftritt des verstorbenen Dieter Pfaff in der ARD-Filmreihe.

Der Psychotherapeut "Bloch" lässt auf der Stelle die Hosen fallen. Es ist sein eigensinniger Protest gegen die Polizisten, die ihm auf den Leib rücken und auch seinen Anzug zur Untersuchung einkassieren wollen. Denn Dr. Maximilian Bloch ist in seinem letzten Fall unter Verdacht, sich an einer Patientin vergangen zu haben. Es ist ein spannender Abschied von dem im März gestorbenen Schauspieler Dieter Pfaff. In seinem letzten Film in der ARD-Reihe wird sein kratzbürstiges Alter Ego in seiner Existenz bedroht - "Die Lavendelkönigin" läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten.

"Ihr Mann ist ein perverses Schwein", tönt es scheppernd vom Anrufbeantworter. Die hübsche, von Panikattacken geplagte Architekturstudentin Stefanie (Anna Maria Mühe) beschuldigt Bloch, sie während einer Hypnosetherapie sexuell belästigt zu haben. Der Psychologe vermutet, dass die Patientin ein erlittenes Unrecht auf ihn überträgt. Das sture Schwergewicht will die Sache im Alleingang aus der Welt räumen und den Grund für Stefanies Trauma herausfinden - doch damit bringt Bloch sich nur noch mehr in die Bredouille.

Clara bleibt farblos

Bald rückt die Polizei an, Handschellen klicken und Bloch landet in Untersuchungshaft. Dessen anfängliche Unbekümmertheit und sein Helfer-Reflex belasten die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Clara (Ulrike Krumbiegel): "Noch so'n idiotischer Alleingang und ich lass mich scheiden - wenn wir verheiratet wär'n", bricht es aus Clara heraus, die Bloch ansonsten ohne eine Spur des Zweifels die Stange hält und recht farblos bleibt.

Schon in der vorherigen Folge wurde Bloch der Vergewaltigung bezichtigt, doch diesmal steht der Vorwurf im Mittelpunkt. Bisweilen werden die Figuren dabei arg zugespitzt. Das (zu) enge Verhältnis der 27-jährigen Stefanie zu ihrem jüngeren Bruder Lukas (Ludwig Blochberger) äußert sich in Dialogen wie diesen: "Du läufst schon wieder nackig vor mir rum." - "Und was ist mit dir?" - "Ich komm' gerad' aus der Dusche."

Dieter Pfaff bockt und brüllt, torkelt und verzweifelt

Trotzdem ist der letzte Bloch ein beherztes TV-Drama um Trauma, Verdrängen und Erinnerung. Das liegt nicht zuletzt an Anna Maria Mühe ("Novemberkind"). Sie glänzt in der Rolle der taffen jungen Frau, deren Fassade immer wieder plötzlich zusammenbricht.

Novemberkind

Die Nachwuchsschauspielerin Anna Maria Mühe als Inga in dem Film
Die Nachwuchsschauspielerin Anna Maria Mühe als Inga in dem Film "Novemberkind". (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Ihre Großeeltern haben ihr erzählt, dass ihre Mutter in der Ostssee ertrunken sei. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Ihre Großeeltern haben ihr erzählt, dass ihre Mutter in der Ostssee ertrunken sei. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Das glaubt Inga und wächst bei ihren Großeltern in Mecklenburg auf. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Das glaubt Inga und wächst bei ihren Großeltern in Mecklenburg auf. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Doch eines Tages taucht der Literaturprofessor Robert auf und enthüllt die Lüge. Ingas Mutter Anne ist in den Westen geflohen. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Doch eines Tages taucht der Literaturprofessor Robert auf und enthüllt die Lüge. Ingas Mutter Anne ist in den Westen geflohen. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Daraufhin machen sich die beiden auf die Suche nach der tot geglaubten Anne. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Daraufhin machen sich die beiden auf die Suche nach der tot geglaubten Anne. (© Schwarz Weiss Filmverleih)
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
Novemberkind. © Schwarz Weiss Filmverleih
1/14

Und auch Dieter Pfaff zeigt noch einmal sein Können, bockt und brüllt, torkelt und verzweifelt. Einfühlsam und selbstironisch spielt der stämmige Mann mit dem warmen, etwas schwermütigen Blick den Therapeuten, der sich gegen die fatale Verdächtigung stemmt. "Kennen Sie Kafka?", fragt er, auf seiner Couch liegend, die Ermittler. "Da wird einer zum Käfer, der kann sich nicht umdrehen, so dick ist der", erwidert ein Kriminalist. "Ich kenn' das Problem", sagt Bloch. Schließlich kommt es zum Showdown mit Stefanies Familie - und jener Lavendelkrone, mit der das Mädchen einst in weißem Kleid und Erdbeeren essend durch die Postkartenidylle der Provence streifte.

Der Film wurde wenige Monate vor der Lungenkrebs-Diagnose des Publikumslieblings gedreht. "Von ihm in der Vergangenheit zu reden, ist furchtbar bitter", sagt Regisseur Michael Verhoeven im Interview im ARD-Programmheft des Films. An dessen Ende, so viel sei verraten, tritt Bloch eine Reise an - ein versöhnliches Adieu eines großen Fernsehschauspielers.