Essen.. Der gebürtige Dortmunder Dieter Pfaff berührt Menschen mit seinen Rollen – etwa als „Der Dicke“ (Dienstag, ARD, 20.15 Uhr). Was treibt ihn an? Was ist ihm wichtig? Und vor allem: Wer gibt ihm Kraft? Im Interview spricht er auch darüber, warum er nicht ewig Schauspieler sein möchte.

Glatte Seelen liegen ihm nicht. In seinen Rollen deckt Dieter Pfaff die kleinen Abgründe unserer Gesellschaft auf, startet als Sperling, Bloch oder einfach „Der Dicke“ (Dienstag, 20.15 Uhr, ARD) zu seinen moralischen Missionen. Angelika Wölke sprach mit dem gebürtigen Dortmunder über Motivation, Selbst-Erkenntnis und sein Engagement für Kinder im afrikanischen Staat Sierra Leone.

In Ihren Rollen betreiben Sie nach eigenen Angaben einen „emotionalen Hochleistungssport“. Was treibt Sie an?

Dieter Pfaff: Ich glaube, ich habe einen Beruf, für den man brennen muss. Ich verarbeite alles, was mir im Leben begegnet. Meine Albträume genauso wie meine Sehnsüchte.

Wie viel Pfaff steckt denn in Bloch & Co?

Pfaff: Das ist schwierig zu beantworten. Ich habe zum Beispiel mit vier oder fünf Jahren den Film „Fahrraddiebe“ von Vittorio di Sica gesehen. Das hat mich sehr geprägt und überzeugt: Ein Fahrraddiebstahl reicht, um eine starke Geschichte zu erzählen.

Der Mission zum Trotz: Lernen Sie bei Ihren Rollen auch etwas über sich selbst?

Pfaff: Ja. Bis wir den Sperling gemacht haben wusste ich gar nicht, dass ich melancholisch bin. Okay, beim Bloch war es schon so, dass ich immer einen Psychotherapeuten spielen wollte. Vielleicht auch, weil ich als Jugendlicher mal Therapeut werden wollte. Und der Dicke, über ein solches Format habe ich bereits vor 15 Jahren gesprochen. Das Kommödiantische habe ich allerdings erst mit der konkreten Entwicklung der Rolle des Gregor Ehrenberg entdeckt.

Verstehen Sie sich eigentlich auch im wahren Leben als Anwalt der kleinen Leute?

Pfaff: In der Sahelzone droht einer Million Kinder ganz aktuell der Hungertod. Ich setze mich unter anderem als Unicef-Botschafter dafür ein, dass wir etwas von unserem Reichtum dorthin geben.

Wobei Ihr Engagement über die Unicef hinausgeht. Sie und Ihre Frau haben mehrere Patenschaften für Kinder übernommen...

Pfaff: Ich war vor einigen Jahren in Sierra Leone. Das, was ich dort gesehen habe, hat mich gleichzeitig wütend und traurig gemacht. Berührt hat mich die unglaubliche Kraft der Menschen, die vor Ort mit den ehemaligen Kindersoldaten arbeiteten. Ich habe zusammen mit diesen Kindern gespielt. Trotz ihres Leids gab es Momente der Fröhlichkeit. Das hat mich getröstet.

Wie entspannen Sie? Was lenkt Sie vom Elend dieser Welt ab?

Pfaff: Mit Freunden kochen, Musik machen. Natürlich die Familie. Die ist mir wichtig, gibt mir Kraft. Von daher lebe ich seit zwei Jahren in einer generationenübergreifenden WG, mit meiner Frau und den Familien meiner beiden Kinder.

Sie werden im Oktober 65. Werden wir Sie in Zukunft weniger häufig sehen?

Pfaff: Ich glaube nicht. Ich habe noch viel zu erzählen, arbeite bereits an neuen Projekten fürs Fernsehen und Kino. Einfach herumsitzen und dem vorbeiziehenden Leben zuzuschauen, das ist nicht mein Ding.