Unna. . Weil das Gebäude am Ende der schmalen Bornekamp-Sackgasse Wiesenanger steht, ist auch der Lastwagenfahrer am Ende – seines Lateins.

Es ist etwa 10 Uhr am Vormittag, als die Kampmeyers Besuch aus der Türkei erhalten. Der kommt überraschend, unangekündigt, ist unkundig und unglaublich groß. Ein Lastwagen-Fahrer hat seinen Zigtonner bei Kampmeyers direkt vor die Haustür manövriert.

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Weil das Gebäude am Ende der schmalen Bornekamp-Sackgasse Wiesenanger steht, ist auch der Lastwagenfahrer am Ende – seines Lateins. Ein paar Rangierversuche noch, ein wenig eingedrückte Begrenzungsmauer, dann hat der Transport sein Ziel erreicht, ein ungeplantes.

Spezialfirma schleppt ab

Jetzt ist guter Rat teuer. Weil von den Anwohnern am Wiesenanger niemand in der Schule Türkisch belegt hatte, fallen die Gespräche kurz aus. Aufmerksame Nachbarn rufen schon mal die Polizei. Die kommt, guckt und ruft direkt mal die Abschlepper von Widliczek.

Eine Stunde ist vergangen, ohne dass sich der festgefahrene Laster einen Zentimeter in die richtige Richtung (zurück) bewegt hat. Der Einsatzwagen der Polizei sorgt für Lichtblicke: Das neue Display auf dem Dach glänzt nacheinander mit der Leuchtschrift „Voll-“ und „Sperrung“. Für lange Zeit ist in der Sackgasse also die Durchfahrt unmöglich...

Die Spezialisten der Abschleppfirma ziehen mit einem Dreiachser, liebevoll Wumme genannt, den Transporter aus Trabzon ein wenig zur Seite. Marco Widliczek klettert in den Führerstand des Lasters, lehnt freundlich die angebotenen Pantoffeln des Fahrers ab und legt sich stattdessen Zeitungspapier unter die fast sauberen Arbeitsschuhe.

Jetzt rangiert der Profi, was das Zeug hält, was Straße und Bürgersteig an Fläche hergeben. Das ist nicht viel, und so bewegt sich der Koloss von der Schwarzmeerküste nur langsam vom Fleck.

Beate und Bernd Kampmeyer verabschieden ihren Besuch nach etwa zwei Stunden vom Hof. Er wird ihnen in besonderer Erinnerung bleiben. „Hierher hat sich twar schon einmal ein Lastwagen verirrt“, sagt Beate Kampmeyer. „Der hat es aber allein wieder rausgeschafft.“

Die Beamten der Unnaer Polizei bemühen derweil einen Kamener Kollegen über Funk. Der spricht Türkisch und darf dem bemitleidenswerten Fahrer erklären, dass der Laster zunächst auf den Hof der Abschleppfirma gefahren werde. Die Gebührenfrage muss zunächst beantwortet werden. Der Schaden an der Mauer dagegen wird über die grüne Versicherungskarte geregelt.

Mit einer Eskorte schafft der Lkw es schließlich zum eigentlichen Ziel, der Lise-Meitner-Straße 7.

Zum dortigen Logistiker van Eupen. Weder auf den Orientierungssinn des Fahrers noch auf die Fähigkeiten des Navigationsgeräts wollte gestern Mittag noch irgendwer vertrauen.