Westhofen. .

Eigentlich wollte Sandra Tiews nur ihre allabendliche Runde mit Rottweiler-Dame Peggy drehen. Doch was sich dann im Wald am Haus Ruhr ereignete, war für die 22-Jährige ein „echtes Abenteuer“. Ein tierisches.

Hündin Peggy zog an der Leine, als sie zwei üppige Vögel im Lichtschein eines Autos sah. „Ich bin gleich zu den Tieren, ich wollte sie verscheuchen, damit das Auto weiterfahren kann“, erinnert sich Tiews an vergangenen Dienstagabend. Nur verjagen ließen sich die Tiere nicht. Im Gegenteil, sie waren zutraulich, offenbar sogar an Hunde gewöhnt.

Polizei hilft nicht weiter

„Mir war schnell klar, dass die nicht hierher gehören, ich kenne die Tiere in der Gegend.“ Ganz in der Nähe, am Teich, standen zwei Kartons. In denen müssen die Tiere kurz zuvor ausgesetzt worden sein.

Was tun mit den Flügeltieren groß wie Gänse und mit einem Gewicht von je sechs Kilo? Das Tierheim war nicht zu erreichen, die Polizei konnte auch nicht weiterhelfen. In der Holzener Tierarztpraxis Stratmann aber hatte man ein offenes Ohr: Die Ärztin vermittelte die Tiere zur Dortmunderin Sylvia Niederhäuser, die der Naturschutzbund (Nabu) empfohlen hatte. Ein Anruf genügte, da sagte die Hobby-Geflügelzüchterin: „Ich hole die Tiere in 20 Minuten ab.“

Nun stand sie da, die erleichterte Finderin, doch es drohte neuerliches Ungemach. Fünf Jugendliche näherten sich, machten sich einen Spaß daraus, die Warzenenten zu verscheuchen. Sandra Tiews stellte die Gruppe vor die Wahl: „Entweder Ihr geht jetzt ganz leise weiter, oder Ihr helft mir, die Tiere einzufangen.“ Sie halfen. Zu sechst steckten die Westhofener die Tiere zurück in die Pappkartons.

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Gestern Nachmittag plantschten die Erpel, sie heißen jetzt Paris und Pascha, ausgelassen im Teich in Dortmund-Hörde. Zusammen mit kleineren Enten und anderem Federvieh in Sylvia Niederhäusers Obhut: Etwa Taube Emil oder Elster Harry. Namen haben sie alle.

Eine Frage treibt die Beteiligten um: „Wer setzt so schöne Tiere aus?“, fragt sich nicht nur die Dortmunderin. „Man findet doch schnell jemanden, der sich kümmert“, weiß Finderin Tiews nur zu gut. Tierärztin Nina Stratmann sagt: „Die Küken können Sie auf dem Wochenmarkt kaufen, da ist der Niedlichkeits-Faktor natürlich groß. Aber viele machen sich keine Gedanken darüber, wie viel Arbeit so ein Tier macht und wie groß es wird.“

Fakt ist: Sandra Tiews benötigte nur rund zwei Stunden, um ein Zuhause für die Warzenenten zu finden. Das wäre dem Besitzer sicher auch gelungen. Ohne den Einsatz der Westhofenerin, sagt Tierärztin Stratmann, „hätte sicher ein Fuchs die Tiere geholt.“