Essen/Dorsten. „Sie war ok, voll lustig drauf”, sagt ihre Freundin. „Sie wollte nur Spaß haben, das Leben genießen”, sagt ihr Freund.

Vor dem Essener Schwurgericht werden am Dienstag Ausschnitte aus dem Leben einer jungen Frau deutlich, deren Ehemann sie am 16. Dezember um 16 Uhr im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel in der Dorstener Fußgängerzone vor „Plus” erstach.

„Er hat sie geschlachtet wie ein Schaf”, hatte eine Augenzeugin die Tat beschrieben, die dem Wattenscheider Mehmet N. (29) vorgeworfen wird. Und der Obduktionsbericht von Rechtsmediziner Andreas Freislederer bestätigt das. Ein Schnitt durch den Hals, der die Schlagadern offen legte; ein Stich in den Nacken, der die Wirbelsäule durchtrennte und die 27-Jährige sofort bewegungsunfähig machte. Nach 30 bis 60 Sekunden war sie tot, in den Organen der Leiche kein Blut mehr, sagt Freislederer. Schnittverletzungen an Händen und Armen zeigen, dass Fatma N. sich zuvor gewehrt hatte. Vergeblich.

Vom Mann getrennt

Im Februar 2008 hatte sich die gelernte Zahnarzthelferin von ihrem Mann getrennt, eine Wohnung in Wattenscheid bezogen. Die beiden Kinder, acht und sechs Jahre alt, blieben bei ihr. Von Gewalt in der Ehe ist die Rede. Die 29-Jährige, die am Dienstag aussagt, will davon nicht viel mitbekommen haben. Die türkischstämmige Frau, selbst Mutter zweier Kinder, lernte Fatma N. im Freibad kennen, beide freundeten sich an: „Wir feierten, gingen in die Disko.” Fatma N. muss schnell Kontakte geknüpft haben, vor Männern empfand sie keine Scheu. Und impulsiv war sie. Wenn sie Alkohol trank, war sie auch streitsüchtig.

Opferfühlte sich bedroht

Ihr Liebhaber war ab Sommer 2008 ein ebenfalls türkischstämmiger 23-Jähriger aus Remscheid. Bei beiden Zeugen muss Richter Andreas Labentz nachhaken. Sie wirken zurückhaltend. Bei der Polizei hatten sie nach der Tat einen gewalttätigen Ehemann geschildert. Der Angeklagte habe seine Frau auch mit dem Tode bedroht, hätte Fatma N. ihnen erzählt. Erst auf Nachfrage bestätigen sie das. „Sie sagte immer wieder, dass er ihr drohte, sie umzubringen. Sie nahm das auch ernst”, hatte die 29-Jährige bei der Polizei gesagt. Und der Geliebte: „Als sie schwanger war, trat er sie aus dem Bett.” Er hatte auch von der Drohung berichtet, ihr Mann wolle Fatma N. „den Kopf abschneiden und der Polizei bringen”.

Den Angeklagten kannten sie persönlich nicht. Vom Handy seiner Frau muss er sich aber wohl die Nummern der Freunde besorgt und sie angerufen haben. Er sorge sich um die Kinder, soll er gesagt haben, erzählen die Zeugen. Bei der Polizei schilderten sie seine Anrufe druckvoller. Am 9. November war Fatma N. aus Wattenscheid ins Dorstener Frauenhaus geflüchtet. Ein Geheimnis machte sie nicht daraus. Die Freundin wusste es. „Aber ich habe es nicht weitergesagt.” Der Liebhaber besuchte Fatma N. sogar, übernachtete mit ihr in einem Hotel. Am Tattag rief sie ihn um 14.30 Uhr an und sagte, dass sie mit dem Sohn in die Innenstadt zum Friseur wolle.