Dorsten. . Gerade freuten sie sich auf Parkplätzen in Wesel und Den Haag über den gelungenen Abschluss des Kokain-Deals, da klickten auch schon die Handfesseln. Handel mit 20 Kilogramm Kokain und 34 Kilo Marihuana wirft die Staatsanwaltschaft Essen einem international operierenden Drogenhändlerring vor, den ein 44 Jahre alter Dorstener aus der Innenstadt geleitet haben soll. Ende Oktober soll die Anklage gegen ihn stehen, glaubt Staatsanwalt Peter Gehring.

Am Rande des Drogenprozesses in dieser Woche gegen den Eventmanager und den Koch war bekannt geworden, dass beide bei Lieferschwierigkeiten ihres holländischen Dealers auf eine Dorstener Quelle zurückgriffen. Entweder vor dem Hotel am Rande der Innenstadt oder auf dem Rewe-Parkplatz an der Bochumer Straße wechselten im Frühjahr einige Kilogramm Haschisch den Besitzer.

Zusammenarbeit mit Polizei in Spanien und Holland

Ob die Dorstener ahnten, welch große Nummer ihr neuer Lieferant war? Die Recklinghäuser Polizei hätte ihnen erklären können, was sie dem Dorstener Enrique H.-J. anlastet. Seit Mitte 2011 ermittelte sie gegen den gebürtigen Spanier, arbeitete dabei eng mit spanischen und niederländischen Ermittlern zusammen. Enrique H.-J. soll vor allem die enge Bindung zu seinem in Spanien lebenden Bruder genutzt haben, um Marihuana nach Dorsten zu schmuggeln.

Zwischen September 2011 und Ende Mai 2012 registrierten die Drogenfahnder sieben Schmuggeltouren aus Spanien, eine aus Holland und eine in die Schweiz. Als Kurierfahrzeug diente ein wohl nicht mehr ganz neuer VW Passat, in dessen Hohlräume jeweils zwischen 1,5 und 6 Kilogramm Marihuana eingebaut wurden. Zweimal verzögerten Pannen und ein Motorschaden die Rückkehr nach Dorsten. Enrique H.-J. verließ sich nicht aufs Auto und nutzte lieber das Flugzeug; ohne Drogen im Gepäck.

Verdeckte Ermittler eingeschleust

In Verdacht stand der 44-Jährige, der mehrfach und einschlägig vorbestraft sein soll, auch, Kokain zu liefern. Offenbar schleusten die Fahnder verdeckte Ermittler ein, um die Bereitschaft des Dorsteners für den Schmuggel harter Drogen zu testen. 20 Kilogramm bestellten die Spitzel bei ihm. Ein erster Handel scheiterte an der mangelnden Qualität des Stoffes, den Kolumbianer in Madrid angeboten hatten.

Beim zweiten Mal klappte es. Ein verdeckter Ermittler traf am 21. Juni 2012 bei McDonalds in Dorsten zwei Komplizen von Enrique H.-J.. Gemeinsam fuhren sie zu einem Kolumbianer in Den Haag, um dort den Stoff zu holen. Zeitgleich stand Enrique H.-J. auf einem Hotelparkplatz in Wesel. Er ahnte nicht, dass er kurz darauf die Hauptrolle in einem filmreifen Finale spielen sollte.

Festnahmen in Wesel und Den Haag

Minuziös hatte die Polizei die Festnahme des Dorstener Drogenrings vorbereitet. Um acht Uhr morgens war ein verdeckter Ermittler mit zwei Mitgliedern der Dealer nach Den Haag gefahren, wo die Gruppe am 21. Juni um 11.01 Uhr ankam. Dort trafen sie einen Kolumbianer, der mit zwei Landsleuten auf sie gewartet hatte.

Zwei Kolumbianer, eine Frau des Dealerrings, Enrique H.-J. und ein weiterer verdeckter Ermittler saßen ab 10.50 Uhr in einem Hotel in Wesel. Telefonisch standen sie mit der Gruppe in Den Haag in Kontakt. Kurz nach elf Uhr ging das Geschäft über die Bühne, 20 Kilo Kokain sollten den Besitzer wechseln.

In Wesel zeigte der verdeckte Ermittler den Kolumbianern, dass er das Geld, 780 000 Euro, besaß. Prompt sagten sie ihren Landsleuten in Den Haag, das Geschäft könne laufen. Dort öffnete der andere verdeckte Ermittler den Kofferraum, ein Kolumbianer legte einen Rucksack mit 5240 Gramm Kokain hinein. Zug um Zug sollte Geld gegen Drogen getauscht werden. Doch der zeitgleiche Zugriff der holländischen und deutschen Polizei beendete das Geschäft.