Essen. Sophie Marceau verliebt sich neu - und durchlebt in „Und nebenbei das große Glück“all die Wirrungen und Wendungen, die das Verliebtsein im fortgeschrittenen Beziehungsalter so mit sich bringt. Regisseur James Huth müht sich sichtlich, die schöne Marceau als tolpatschige Göttin von nebenan zu zeigen.

Mit 14 war ihr Leben „La Boum“, eine große Fete. Und alle Jungs in der Klasse träumten beim ersten Kuss von Sophie Marceau. Heute ist Frankreichs einstiger Backfisch-Star Mitte 40, und nicht nur dem klavierspielenden Lebenskünstler Sacha (Gad Elmaleh) stockt beim ersten Anblick der eleganten Charlotte alias Sophie sofort der Atem. Ein angeschrammtes Knie und eine vom Sturzregen zerstörte Fönfrisur später ist dann auch der weibliche Teil des Kinopublikums versöhnt: Diese Frau ist zwar bildschön, aber sie stellt sich beim Verlieben so tollpatschig an, dass man nur Sympathie entwickeln kann.

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Regisseur James Huth gibt sich in seinem neuen Kinofilm „Und nebenbei das große Glück“ überhaupt jede erdenkliche Mühe, uns diese schöne Charlotte als Göttin von nebenan vorzustellen. Eine gestandene Frau mit drei Kindern, einem reichen Ex-Ehemann und dem Willen, trotz ihres latenten Hangs zum Stolpern und Stürzen auf eigenen Beinen zu stehen. Und was für welchen! Dieser Film könnte ein reines Schwelgen in Schönheit sein, gäbe es da nicht Gad Elmaleh als Sacha. Elmaleh ist Frankreiches führender Comedian, und so bekommt diese romantische Komödie auch eine gehörige Portion Slapstick mit auf den Weg. Diese Verbindung von Brachial-Charme und Extrem-Komik ist manchmal gewöhnungsbedürftig. Zumal sich das Comedy-Repertoire mit berstenden Wasserrohren und einem kotzenden Kind auf die Dauer leicht erschöpft. Aber da Sophie vermutlich auch mit einer Schüssel Kartoffelsalat auf dem Kopf noch anmutig wirken dürfte, nimmt man diese etwas erzwungenen Komikeinlagen hin.

Jenseits der 40 noch einmal richtig verlieben

Und so tut Sophie Marceau, was Kolleginnen von Meryl Streep bis Helen Hunt auf der Leinwand immer öfter tun – sich jenseits der 40 noch mal so richtig verknallen. Mit Herzklopfen, heimlichen Küssen und ausgiebiger Kissenschlacht. Bis eben all die Missverständnisse folgen, die früheren Liebhaber, die hinterlistigen Ehemänner und die Job-Angebote aus Übersee, die zu den Verwicklungen einer romantischen Komödie dazugehören, zumal im fortgeschrittenen Beziehungs-Alter.

Huth hat dem Genre der Kinoromanze nichts wirklich Neues hinzuzufügen, auch wenn er mit seiner Ewiger-Junge-liebt-Dreifachmutter-Geschichte bewusst ein Erwachsenen-Publikum bedienen will. Die Konflikte bleiben konstruiert. Und die etwas aufdringliche Erzähl-Stimme aus dem Off wirkt auf Dauer ermüdend. Aber seine Akteure sind mit so viel Charme und Elan unterwegs, mit so viel Augenzwinkern und Taktgefühl, dass man sie ganz gerne über ihr Glück stolpern sieht.