Hamburg. Sabine Postel feiert ein Jubiläum: Seit nunmehr 15 Jahren ermittelt die 58-jährige Schaupielerin im Bremer „Tatort“ als Hauptkomissarin Inga Lürsen. Im Interview spricht sie über Selbstzweifel und ihr Verhältnis zu Filmpartner Oliver Mommsen.

Der Bremer "Tatort" feiert 15. Geburtstag. Kommissarin Inga Lürsen, die seit 25 Folgen in den Nischen und Abgründen der Bremer Gesellschaft ermittelt, gehört zu den dienstältesten Ermittlern des "Tatort"-Kollegiums. Hauptdarstellerin Sabine Postel sprach mit dapd-Korrespondentin Annabel Trautwein über den Werdegang ihrer Figur, ihr Verhältnis zu Oliver Mommsen alias Stedefreund und die neue Folge "Hochzeitsnacht", die das Erste am kommenden Sonntag (16. September, 20.15 Uhr) zeigt.

Werden Sie auf der Straße als "Frau Lürsen" angesprochen?

Sabine Postel: Nee, Gott sei Dank hat sich das inzwischen erledigt. Es gibt manchmal Leute, die sagen: "Ist das nicht die Kommissarin?" Denen fällt aber auch der Name Inga Lürsen nicht ein.

Können Sie sich noch an die ersten "Tatort"-Drehs vor mehr als 15 Jahren erinnern?

Postel: Ja, das war merkwürdig, weil ich voller Selbstzweifel war. Durch meine Rolle bei "Nicht von schlechten Eltern" war ich ja eher auf dem Wege, zur Mutter der Nation zu mutieren. Da habe ich mich gefragt: Nehmen die Leute dir die Kommissarin auch ab? Es gab ja be im "Tatort" bis auf Ulrike Folkerts noch keine festen Kommissarinnen. Man wollte nur Männer in dieser Domäne haben. Ulrike musste damals auch sehr männlich wirken. Als man mich mit ins Boot nahm, sollte ich fraulicher sein, mehr mit weiblicher Intuition und Köpfchen als mit der Waffe. Ich war mir nicht sicher, ob das Publikum das akzeptieren würde. Wenn ich da heute dran denke, glaube ich, dass ich auch beim Spielen noch etwas hölzern war.

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Wie hat sich Inga Lürsen im Laufe der Zeit entwickelt?

Postel: So richtig eins war ich mit der Figur Inga Lürsen anfangs noch nicht. Durch die guten Drehbücher bildete sich erst im Laufe der Zeit der Charakter der Figur heraus: dass sie es offenbar nicht schafft, mit jemandem zusammen zu leben, dass sie ein oft übersteigertes soziales Gewissen hat und dann mit dem Kopf durch die Wand geht, dass man denkt: Oh Gott, jetzt wird sie gleich wieder vom Dienst suspendiert.

Was haben Sie der Figur noch mitgegeben?

Postel: Inga Lürsen ist so fifty-fifty, zur Hälfte Postel, zur Hälfte Fiktion. Diese uneitle Gradlinigkeit oder die Direktheit, die Inga Lürsen hat, das ist schon etwas, was mich auch als Mensch ausmacht. Ich glaube auch, dass es das ist, was die Leute schätzen, wenn sie einer Figur so lange treu bleiben. Weil sie sehen: Da ist keiner, der sich für seine Eitelkeit eine Plattform sucht.

Wie hat denn Inga Lürsen Ihr Leben verändert?

Postel: Auch ein bisschen! Früher hatte ich zum Beispiel überhaupt keine Affinität zu Krimis. Jetzt bin ich passionierter Krimileser, auch immer auf der Suche nach neuen Stoffen. Ich schaue auch alltägliche Situationen kriminalistischer an als früher. Zum Beispiel, ich komme in einen Raum und denke: Da sind zwei Leute - wieso steht da nur ein Glas? Ist Lippenstift dran? Das würde anderen vermutlich gar nicht auffallen. Leider bin ich noch nie etwas Dubiosem auf die Schliche gekommen. Es wäre schön, wenn ich sagen könnte, ich hätte so schon mehrere Kriminalfälle vereiteln können.

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Für Sie ist "Hochzeitsnacht" der 25. "Tatort", für Oliver Mommsen der 20. Was hat sich verändert, als er in die Serie einstieg?

Postel: Am Anfang hieß es: Frau Postel hat den höchsten Assistentenverschleiß. Das stimmte aber gar nicht. Ich hatte zwar in den ersten fünf Folgen insgesamt drei Assistenten, aber die Konstellationen passten irgendwie nicht. Als Olli dazu gekommen ist, wurde es auch für mich leichter, weil wir uns so super verstanden haben. Wenn man an jedem Drehtag 14 Stunden miteinander verbringt, ist es einfach klasse, wenn man sich gut versteht. Es hat auch gleich mehr interessante Reibungspunkte zwischen den Figuren gegeben.

Treffen Sie Oliver Mommsen auch außerhalb der Drehzeiten?

Postel: Nee, witzigerweise nicht. Wir freuen uns immer wie Bolle aufeinander und gehen auch während wir drehen mal am Feierabend in die Kneipe und gucken Fußball, aber privat treffen wir uns gar nicht. Vielleicht ist dies das Geheimnis unserer guten Ehe.

Gibt es Folgen, an die sie sich besonders gern erinnern?

Postel: Die Folge, die ich total liebe, ist "Schiffe versenken". Das ist die Geschichte, in der Inga Lürsen auf einem Schiff ermittelt und nicht weiß oder sich nicht vorstellen kann, dass außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone das Gesetz nicht mehr greift und sie gar keine Handhabe mehr hat. Dann wird sie eingesperrt und muss versuchen, in dieser Männergesellschaft an Bord zu überleben. Auch der neue Film, "Hochzeitsnacht", wird sicher irgendwann zu meinen Lieblingsfilmen gehören. Der ist nicht unbedingt repräsentativ für die Marke Radio Bremen, wo die meisten Filme eher sozialkritische Themen haben, aber er ist sehr spannend und, wie ich finde, cool gemacht.

Premiere Tatort Dortmund

Der erste Dortmunder Tatort mit dem Titel
Der erste Dortmunder Tatort mit dem Titel "Alter Ego" läuft am Sonntag, 23. September, um 20.15 Uhr in der ARD. © WDR/Willi Weber
Der erste Dortmunder Tatort mit dem Titel
Der erste Dortmunder Tatort mit dem Titel "Alter Ego" läuft am Sonntag, 23. September, um 20.15 Uhr in der ARD. © WDR/Willi Weber
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Der erste Dortmunder Tatort mit dem Titel "Alter Ego" läuft am Sonntag, 23. September, um 20.15 Uhr in der ARD. © WDR/Willi Weber
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Wenn sie bei den Drehbuchschreibern einen Wunsch frei hätten – Was sollte Inga Lürsen auf jeden Fall noch erleben?

Postel: Vielleicht sollte Inga Lürsen doch mal irgendwann eine mehr oder weniger erfüllte Beziehung erleben, das wäre ganz schön. Damit sie mal aus ihrer Frustecke herauskommt. Es sollte jemand sein, bei dem sie ihren Humor ausleben kann, der ja meist nicht zum Tragen kommt, weil sie ein einsamer Workaholic ist. Wobei so eine Heile-Welt-Liebe, die sich über mehrere Folgen hinzieht, ja wohl auch keiner sehen will. (dapd)