Berlin. Nachdem er bei Sat.1 wegen schwacher Quoten vom Bildschirm genommen wurde, ist Harald Schmidt künftig beim Bezahlsender Sky zu sehen. Im Interview spricht er über seine Pläne für die Show, Quotendruck und Waldemar Hartmann.

Harald Schmidt startet am Dienstag (4. September) mit seiner Late-Night-Show beim Bezahlsender Sky. Als Gäste in der ersten Ausgabe der "Harald Schmidt Show" begrüßt er die Cellistin Sol Gabetta und die Pianistin Hélène Grimaud. Von 1995 bis 2003 war Schmidts Late-Night-Show auf Sat.1 zu sehen. Nach einer einjährigen Kreativpause wechselte der Entertainer zur ARD, wo er die Show zeitweise gemeinsam mit Oliver Pocher moderierte. Im Herbst 2011 wechselte Schmidt zurück zu Sat.1. Nach acht Monaten wurde die "Harald Schmidt Show" wegen schwacher Quoten abgesetzt. Mit dem 55-Jährigen sprachen Timon Saatmann und Nathalie Waehlisch in Berlin.

Sky wirbt mit Ihnen und dem Slogan "Ich seh was Besseres". Was wird in der "Harald Schmidt Show" denn besser als vorher?

Harald Schmidt: Nein. Das Bessere ist ja das Programm gegenüber dem der Mitbewerber. Die Schmidt-Show bleibt wie sie ist, wird sich inhaltlich mit den Themen ändern. Aber die Show bleibt genau die Show, die sie ist.

Weil sie für sich im Vergleich zu anderen Fernsehgesichtern verhindern wollen, dass Sie im Vorabend oder in einer Casting-Show landen?

Schmidt: Ich war schon im Vorabend. Aber im ARD-Vorabend funktioniert nichts. Das hat jeder gewusst und das hat man auch wieder gesehen. Und eine Casting-Show interessiert mich nicht. Ich habe überhaupt nicht solche Überlegungen, ich muss da hin oder da hin und könnte dieses oder jenes machen. Ich freue mich, dass ich eine Late-Night-Show machen kann, weil es das einzige ist, was mir Spaß macht.

Also keine Experimente, Schuster bleib bei deinen Leisten?

Schmidt: Genau so ist.

Wie haben Sie denn die Sommerpause genutzt?

Schmidt: Urlaub auf Föhr und dann habe ich Don Giovanni in Stuttgart moderiert. Zuletzt hatte ich viele Pressetermine, Dreharbeiten mit Franz Beckenbauer.

Sendezeiten

Die "Harald Schmidt Show" läuft dienstags bis donnerstags um 22.15 Uhr auf Sky Hits sowie um 23 Uhr auf Sky Atlantic HD. Sat.1 hatte die "Harald Schmidt Show" im April wegen schwacher Quoten abgesetzt.

Ihre ersten Gäste am 4. September sind die Cellistin Sol Gabetta und die Pianistin Hélène Grimaud. Das klingt eher nach Arte...

Schmidt: Aber Arte mit Etat.

Waren das Ihre Wunschgäste?

Schmidt: Sol Gabetta war schon mal da, war sensationell. Als Cellistin sowieso, aber auch als Talkgast. Eine Argentinierin, die in der Schweiz lebt, das finde ich fabelhaft. Hélène Grimaud kommt das erste Mal, freue ich mich sehr drauf. Sie ist eine glänzende Pianistin mit einer unglaublich interessanten Biografie. Das ist eine Top-Kombination.

Sieben wechselnde Side-Kicks

Sie werden insgesamt sieben wechselnde Side-Kicks haben. Gibt es denn etwas wirklich Neues in der "Harald Schmidt Show"?

Schmidt: Nein, warum sollte es? Das wäre ja als ob sie zur Kirche gehen und fragen, ob die Liturgie geändert wird.

Wenn man die Verantwortlichen bei der ARD und bei Sat.1 fragen würde, würden die wahrscheinlich sagen, dass die Show dort jeweils nicht so erfolgreich war und man dringend etwas ändern sollte...

Schmidt: Ja, aber wir haben ja Meinungsfreiheit. Da wüsste ich noch viel Leute, die sie fragen könnten. Das nimmt man zur Kenntnis und geht weiter.

Twittern Sie wenigstens künftig aus Ihrer Sendung?

Schmidt: Warum sollte ich? Twittern ist für mich der verzweifelte Versuch alternder Menschen zu zeigen, dass sie mit der Technik mitgehalten haben. Ich bin da altmodisch und setze lieber auf die Brieftaube. Aber natürlich habe ich eine Horde von Sklaven, die für mich twittern.

Wie kam der Wechsel zu Sky eigentlich zustande?

Schmidt: Mein Partner Fred Kogel hat bei Sky angerufen, wir bekamen ganz schnell einen Termin und waren uns nach zwei Treffen einig.

Ging es schon jemals so schnell?

Schmidt: Fred Kogel und ich waren uns immer einig, weil wir die Show machen wollen. Wir wissen, dass Verträge schön sind – aber wenn sie gebraucht werden, ist es eigentlich schon zu spät. Aber wenn man die Möglichkeit sieht, es zu machen, geht es eigentlich immer schnell.

Kennenlernen mit den Mitarbeitern

Sie hatten bei Sky eine Art Kennenlernen mit den Mitarbeitern, wo sie rund 500 Kollegen vorgestellt worden sind. Kannten Sie so ein Event schon?

Schmidt: Ja, das haben wir bei Sat.1 mal so ähnlich gemacht, das mache ich gerne. Das ist ja im Grunde mein eigentliches Geschäft. Die Kollegen haben eine Art Tages-Late-Night-Show geliefert bekommen. Wir haben ein Interview gemacht, welches von der Tagesform und der Schlagfertigkeit lebt. Das ist für mich eine normale berufliche Situation, das habe ich sehr gerne gemacht und es war glaube ich extrem lustig und erfolgreich.

Sie haben mal gesagt, dass Quoten Ihnen egal sind. Ist es dennoch schön, jetzt keinen Quotendruck mehr zu haben?

Schmidt: Ich hatte nie Quotendruck. Ich hörte nur dauernd, dass ich Quotendruck habe und die Quoten schlecht sind. Ich hatte nie Quotendruck.

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Hatten den also nur die anderen?

Schmidt: Vermutlich. Wobei die Quote bei der ARD eigentlich komplett sinnlos ist, weil sie zusammen mit dem ZDF jedes Jahr sieben Milliarden bekommen, auch wenn sie Holzscheide schnitzen würden. Bei Sat.1 ist die Quote natürlich interessant, weil die Werbepreise davon abhängen. Aber es war ja immer klar, was ich mache und wofür ich stehe. Ich habe ja auch nie heulend in der Ecke gesessen und mich beklagt, dass man mir unrecht getan hat. Sondern Sender A will nicht mehr, ich bedanke mich und verlasse das Haus.

Nach ARD und Sat.1 jetzt also Sender C...

Schmidt: Nein, bei Sender Sky ohne eine Wertung. Ich bin überzeugt, dass Sky auf einem sehr sehr zukunftsträchtigen Weg ist.

Wieso?

Schmidt: Wenn ich lese, dass der scheidende Sat.1-Chef in Zukunft gerne Fernsehfilme und Serien in anspruchsvollster Qualität für Sky machen möchte. Da denke ich: "Hoppla". Bei Sky ist klar, dass wir qualitative Produkte haben wollen, die man sich woanders nicht traut. Ich bin überzeugt, dass es immer mehr Menschen gibt, die bereit sind, sich dafür ein Abo zu kaufen anstatt sich durch Programme zu quälen, die sie nicht interessieren.

Sie glauben also an das Pay-TV, hier allerdings in einer anderen Form als Sie es ja schon über ARD und ZDF gesagt hatten...

Schmidt: Das fällt ja nur keinem auf, dass ARD und ZDF Zwangsgebühren-TV ist, wie Ex-RTL-Chef Thoma es mal nannte. Und das wird noch schlimmer wenn sie künftig zahlen müssen, weil sie in Deutschland wohnen und nicht mehr wie bisher auf Verdacht, dass sie ein Gerät angemeldet haben könnten. Dabei kommen sieben wunderbare Milliarden zusammen, von denen ich ja auch schön profitiert habe, deswegen kein Wort dagegen. Aber es muss allen klar sein: Da sind sieben Milliarden auf dem Markt, mit denen mal für die Champions League schon mal ein paar Milliönchen mehr zahlen kann als der Mitbewerber, der das Geld erstmal verdienen muss. Das ist das sogenannte Free-TV in Deutschland.

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Das ZDF relauncht jetzt "Wetten dass...?" Was erwarten Sie davon?

Schmidt: Einen zeitgemäßen Erfolg.

"Markus Lanz wird das gut machen"

Was bedeutet das?

Schmidt: Es wird natürlich nicht mehr die Quoten von 18 Millionen haben, die es mal hatte. Aber ich bin überzeugt, dass Markus Lanz das gut machen wird und dass das eine langfristige Sache sein kann. Ich gucke es nicht, aber ich habe es auch bei Gottschalk schon zehn Jahre lang nicht mehr geguckt.

Wieso nicht?

Schmidt: Weil es mich nicht interessiert.

Was gucken Sie denn?

Schmidt: Fußball – echt. Was soll ich sonst gucken?

Gibt es bei Sky noch Optionen für Sie, etwas mit Fußball zu machen?

Schmidt: Ich darf ja ab und zu mal mit an den Tisch als Experte, das macht einen wahnsinnigen Spaß, zum Beispiel beim Pokal-Finale in Berlin. Als Laberfan bin ich ja ganz gut einsetzbar. Und ich lerne Leute wie Franz Beckenbauer kennen und Berti Vogts. Ich interessiere mich immer für Spitzenpersonal aus anderen Bereichen.

Sie waren ja auch schon mehrfach Gast bei „Waldis Club“ – wäre die Sendung nach dem Ende bei der ARD nicht was für Sky?

Schmidt: Das würde ich auf jeden Fall befürworten, denn Waldi ist für jeden Fußballsender ein Gewinn. Es gibt glaube ich keinen, der mehr Südkurve ist – und das ist ein ganz entscheidender Teil im Fußball.

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Auf welche Themen in der Tagespolitik freuen Sie sich für Ihre Sendung am meisten?

Schmidt: Stand heute ist es natürlich Alexander Dobrindt, unser super-mutiger Generalsekretär. Das Thema Euro ist ganz entscheidend, im September ist ja die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Da ist permanent was los, und das interessiert mich wahnsinnig. Die Zuschauer sind vielleicht momentan noch nicht so auf das Thema geeicht, aber wenn’s zum ersten Mal so richtig kracht, wird schlagartig das Interesse da sein.

"Traumschiff macht einen großen Spaß"

Schwieriges Thema für eine Late Night...

Schmidt: Eigentlich nicht – es geht doch um Geld, und das interessiert doch die meisten Leute.

Bleiben Sie eigentlich dem ZDF-„Traumschiff“ verbunden?

Schmidt: Wenn es sich zeitlich ermöglichen lässt, würde ich das gerne machen. Das macht einen großen Spaß – und da ich ja nach wie vor unter deutscher Flagge segele, ist es ja auch fürs „Traumschiff“ eine schöne Situation.

Es muss jetzt nur erst wieder repariert werden, nachdem die Hockey-Nationalmannschaft dort Party gemacht hat...

Schmidt: Hab ich gelesen, aber der Kapitän hat super reagiert. Und ich bin riesen Fan der Hockey-Nationalmannschaft, die sind so fantastisch. Wir hatten die unmittelbar nach dem Goldmedaillen-Gewinn mit Waldi in Peking zu Gast. Das sind super Typen, und wenn die feiern – dann macht es Kabumm. Die Bilder von der Feier sahen sehr fröhlich aus, wäre ich gerne dabei gewesen. (dapd)