Berlin. In über 200 Fernsehrollen war sie zu sehen, ihr komisches Talent überzeugte einst den großen Loriot, der ihr Lachen für einzigartig befand: Die Schauspielerin Evelyn Hamann wäre am 6. August 70 Jahre alt geworden.
Als Vicco von Bülow alias Loriot Mitte der 70er Jahre nach einer
Filmpartnerin für seine geplante Sketchserie suchte, schwebte ihm eine Kollegin
vom Typ „blonde, pummelige Hausfrau“ vor. Doch stattdessen weckte die
Theaterschauspielerin Evelyn Hamann das Interesse des begnadeten Komikers. Sie
war groß, hager, brünett und brachte etwas mit, was Loriot überzeugte -
komisches Talent. Aus der Begegnung entstand ein Meilenstein der deutschen
Fernsehunterhaltung, der Hamann bundesweite Popularität bescherte.
Hamann
war im Oktober 2007 im Alter von 65 Jahren an Lymphdrüsenkrebs gestorben. Sie
kämpfte ein Jahr gegen die Krankheit, an der schon ihr Bruder Gerhard im
September 2006 mit Anfang 60 gestorben war. Sie galt als eine der besten
Komödiantinnen Deutschlands. Am Montag (6. August) wäre sie 70 Jahre alt
geworden.
„Geschenk des Himmels“
Hamann wurde 1942 in eine
Hamburger Musikerfamilie geboren. Nach ihrer Ausbildung an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Hansestadt folgten zahlreiche
Theater-Engagements. Außerdem arbeitete sie bei Radio Bremen. Dort hatte Vicco
von Bülow alias Loriot die Empfehlung erhalten, sich die schlanke Dame
anzusehen, auch wenn er für die Rolle „eine kleine, etwas fülligere, blonde
Hausfrau“ suchte. Als „Geschenk des Himmels“ bezeichnete die Schauspielerin ihre
Entdeckung. Bei den Loriot-Sketchen habe sie von Loriot jene Detailversessenheit
gelernt, die für wirkliche Komik unerlässlich sei.
Damit gelang ihr der
berühmte, tödlich komische Ernst auf ihrem Gesicht beim Nudel-Sketch oder bei
der Verführungsszene zwischen Chef und Sekretärin mit der Haarklemme zwischen
den Zähnen. Die sechs Loriot-Sendungen (1976-1979) wurden zu Fernsehklassikern -
die Fans hofften immer wieder auf eine Fortsetzung.
Mehr als 200
Fernsehrollen
1992 bis 2006 spielte sie in der Krimi-Reihe „Adelheid und
ihre Mörder“ die „Tippse“ Adelheid Möbius, die mit ungewöhnlichen
Ermittlungsmethoden ihre Kollegen übertrumpfte. Die Serie lockte ein
Stammpublikum von rund sechs Millionen Zuschauern vor die Fernseher. Daneben
spielte Hamann auch in TV-Serien wie „Die Schwarzwaldklinik", „Der Landarzt" und
„Geschichten aus dem Leben“. Sie war in mehr als 200 Fernsehrollen zu
sehen.
Eine Hommage an Loriot
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Humorist von Bülow sagte über Hamann, sie sei mit viel Ernst und
Präzision zu Werke gegangen. Sie habe immer wieder versucht, bestimmte Aufnahmen
zu verbessern. Trotzdem habe sie die Komik bestimmter Situationen sehr schnell
erfasst. „Wenn sie das merkte, hatte sie ein Lachen, was ich von keinem anderen
Menschen bis dahin gehört habe“, sagte er. Damit habe sie seiner Arbeit dann
sehr geholfen. Dieses Lachen werde er nie
vergessen. (dapd)
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