Lünen. In der Kommunalpolitik ist er seit 13 Jahren aktiv, sitzt seit 1999 im Stadtrat. Nun betritt Michael Zawisch Neuland und möchte als Kandidat der Christdemokraten die landespolitische Bühne erobern.

In der Kommunalpolitik ist er seit 13 Jahren aktiv, sitzt seit 1999 im Stadtrat. Nun betritt Michael Zawisch Neuland und möchte als Kandidat der Christdemokraten die landespolitische Bühne erobern. Das kam für den 39-Jährigen unverhofft: Er ist für den Selmer Niels Neugebauer eingesprungen, der erst Mitte April angekündigt hatte, nicht mehr zur Wahl zu stehen. Als Zählkandidat sieht Zawisch sich trotzdem nicht und will in Lünen ordentlich laut werden, um der SPD möglichst viele Stimmen abzujagen. Auch wenn er nicht an einen Sieg glaubt.

Als Unternehmensberater, Geschäftsführer mehrerer Firmen und zweifacher Vater haben sie sicherlich keine Langeweile. Ein Wahlsieg ist mit ihrem Listenplatz – Nummer 109 von 114 – ziemlich unwahrscheinlich. Warum tun Sie sich trotzdem diesen Stress an?

Aus Verantwortung für diese Stadt. Die Alternative eines fremden Kandidaten wäre unerträglich gewesen und hätte eine negative Wirkung nach Außen gehabt. Ich gehe nicht davon aus, dass ich die Wahl haushoch gewinnen werde, zu verlieren habe ich nichts. Aus meiner Sicht und aus der vom Stadtverbandsvorsitzenden Dieter Möller musste ein Lüner kandidieren.

Sie sehen sich selbst also nicht als Zählkandidaten?

Sicher nicht! Dafür bin ich politisch zu erfahren. Ich sitze seit 13 Jahren im Rat der Stadt Lünen – und in dieser Zeit habe ich eine Menge erreicht.

Und was wollen Sie für Lünen in Düsseldorf erreichen?

Ich möchte vor allem LAUT sein, das ist auch das Schlagwort auf meinen Wahlplakaten. Lünen und der gesamte Nordkreis sind im Land nicht angemessen vertreten. Das muss anders werden und darin sehe ich meine Aufgabe. Dafür möchte ich meine Stimme und meine Tatkraft nutzen. Mir liegen vor allem drei Themen am Herzen: die Kommunalfinanzen, die Verkehrssituation und aktuell die Forensikdiskussion.

Lünen strampelt sich seit über 25 Jahren ab, um den Haushalt zu konsolidieren – mit hervorragenden Ergebnissen. Trotzdem ist der Haushalt nicht ausgeglichen. Das liegt zum einen an den Soziallasten, die Bund und Land der Stadt zumuten. Zweitens muss der Solidaritätszuschlag infrage gestellt werden, ohne ihn wäre Lünen nahezu schuldenfrei. Drittens besitzen wir viel zu wenige sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Diese Bedingungen müssen in Düsseldorf diskutiert werden.

Zweiter Themenschwerpunkt sind für mich wichtige verkehrspolitische Entscheidungen wie der Ausbau der B54 oder der Vollanschluss der A2. Die werden vom Land immer wieder zurückgestellt. Ich habe in den letzten Jahren schon an vielen Terminen zur A2 teilgenommen, immer hieß es: In drei Jahren sind wir fertig. Das habe ich zum ersten Mal 1999 gehört. Ich meine: Lünen muss bei diesem Thema laut werden, da sind wir auf Landes- und Bundesebene nicht gut vertreten.

Ihr drittes Thema ist das Nein zum Forensik-Standort Lünen. Der SPD-Kandidat Rainer Schmeltzer hält es für„eine schäbige Art von Politik“, mit einem Thema, dass noch keines sei, die Ängste von Menschen zu schüren, wie er im Interview mit unserer Zeitung sagte. Was entgegnen Sie ihm?

Schmeltzers Äußerung ist Wahlkampfgetöse. Das Thema ist hochaktuell. Ich warne nicht vor der Forensik oder spreche von Gefahrenpotenzialen für die Bürger. Sie muss aber am richtigen Standort stehen. Wir haben in letzter Zeit gehört, dass Lünen häufig schlechter geredet wird, als es ist und unter Wert verkauft wird. Wenn es uns aber gelingen soll, dass die Stadt als attraktiver Wohn-, Gewerbe- und Industriestandort wahrgenommen wird, müssen wir die Sicht auf positive Dinge lenken.

Sie lehnen eine Klinik für psychisch kranke Straftäter also aus Imagegründen ab?

Ja, und nur deshalb. Eine forensische Klinik gehört in eine Großstadt, die man nicht ausschließlich mit solch einer Klinik in Verbindung bringt. Eine Stadt wie unsere hat zu wenige Glanzlichter, eine Forensik würde zwangsläufig zu einem zentralen Baustein der öffentlichen Wirkung Lünens. Im Übrigen beschäftige ich mich als Ratsherr schon seit über einem Jahr mit dem Thema und habe es nicht für den Wahlkampf ausgegraben.

Sie sind jetzt seit 13 Jahren in der Kommunalpolitik. Was war ihr größter Erfolg?

Dass es nicht eine Situation gab, bei der ich mal eingeknickt bin. Wenn ich einmal eine feste Meinung habe, kann ich diese auch gegen alle Widerstände verteidigen.

Kompromisse sind also nicht ihre Stärke?

Da besteht kein Zusammenhang, in jeder politischen Entscheidung stecken Kompromisse, schon bei der Entscheidungsfindung. Beispiel Kraftwerk: Ich war und bin dafür. Dabei habe ich nicht Hurra geschrien, meine Meinung habe ich sehr sorgfältig abgewogen. Schließlich lebe ich selbst in Lünen und habe zwei Töchter.

Alle blicken gespannt auf das Abschneiden der Piraten-Partei. Setzen Sie im Wahlkampf auch aufs Netz, sind sie bei Twitter oder Facebook aktiv, um gezielt auch jüngere Wähler zu erreichen?

Ich halte mit den Piraten locker mit, meine Facebook-Seite als Landtagskandidat ist frei geschaltet. Seit langem bin ich privat und beruflich über Facebook und Xing vernetzt. Den klassischen CDU-Wähler werde ich so nicht erreichen. Wir haben aber in unserem Wahlkreis rund 2700 Erstwähler, die soziale Netzwerke nutzen. Deswegen nutze ich mediale Kommunikationskanäle. Im Übrigen kommuniziere ich mit sämtlichen CDU-Vereinigungen über Facebook.

Wenn Sie drei Wünsche für Lünen frei hätten, wie würden diese lauten?

Erstens: Dass Lünen erfolgreiche Hansetage ausrichtet und 2019 im Rückblick sagt: Diese Stadt hat sich positiv entwickelt. Zweitens: Dass Lünen liebenswerter Ort für alle Bürgerinnen und Bürger zwischen Dortmund und Münster bleibt. Und drittens: Als zufriedener Lüner Bürger und Politiker wünsche ich mir finanzielle Spielräume für wünschenswerte Investitionen.