Plettenberg. .

Die Familientragödie, bei der in der Nacht zu Sonntag ein Ehepaar den Tod fand und drei kleine Kinder zurückließ, hat die Menschen in Plettenberg und vor allem im Oestertal betroffen gemacht. Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass der 34-jährige Mann, der mit einer Schusswaffe seine Frau und sich tötete, unter einer psychischen Krankheit litt.

Der die Ermittlung leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer geht derzeit von einem sogenannten „erweiterten Suizid“ aus. Dass dabei depressive Gedanken des Mannes eine Rolle spielten, sei möglich, aber noch reine Spekulation, so Rahmer. Es gebe aber auch keine Anhaltspunkte für ein anderes Motiv. Gestern wurden die Leichen in der Dortmunder Rechtsmedizin obduziert.

Schusswaffe aus der Heimat mitgebracht

Im kleinen Stadtteil Oestertal standen viele Menschen auch gestern noch unter Schock. Während Kamerateams den halb renovierten Altbau der Familie filmen, bewegt die Bürger vor allem das Schicksal der drei Kinder, die vorläufig ein paar hundert Meter weiter bei Verwandten untergekommen sind. Die Nachricht, dass ausgerechnet einer der Jungs die Leichen der Eltern entdeckte, sorgt für Fassungslosigkeit.

Ein Nachbar, der die Familie gut kannte, kann noch immer nicht verstehen, was den 34-jährigen Familienvater dazu brachte, sich und seine Frau töten. Streitereien habe es nie gegeben, weder unter den Eheleuten, noch mit den anderen Bürgern im Dorf. „Das waren nette Leute – ich wünschte, ich hätte mehr solche Nachbarn“, sagt der Mann kopfschüttelnd.

Von Verwandten des Mannes sei zu hören, dass der 34-jährige schon länger unter Depressionen litt, berichtet der Nachbar. Was die Ursache dafür war, darüber rätseln nun alle, die die Familie kannten. Ist dem dreifachen Vater vielleicht einfach nur die Renovierung des Altbaus über den Kopf gewachsen? „Die haben viel Arbeit in ihr Haus gesteckt“, bestätigt der Nachbar und berichtet von jahrelanger Arbeit nach Feierabend: „Das war vorher eine richtige Schrottbude“.

Die Schusswaffe soll der Mann schon aus seiner Heimat Albanien mitgebracht haben, wo zur Bürgerkriegszeit Waffen billig zu haben waren.

In der Grundschule Oestertal, die die drei Kinder des Ehepaars – eines neun Jahre alt und zehnjährige Zwillinge – besuchen, waren die Lehrerinnen und Lehrer gestern bemüht, das Thema einfühlsam mit den Schulkindern zu besprechen.

„Wir haben vor Unterrichtsbeginn im Kollegium beraten, wie wir mit den Kindern sprechen“, berichtete Schulleiterin Regine Kneist. In den einzelnen Klassen sei von den Lehrern hervorgehoben worden, dass es sich bei dem Mann um einen kranken Menschen und nicht um einen Verbrecher handelte. Die Lehrer hätten festgestellt, dass alle Kinder von dem Geschehenen wussten, sehr betroffen waren und größtenteils auch schon mit ihren Eltern darüber geredet hatten.

Schwierige Situation für Kinder und Lehrer

Wie schwierig die Situation auch für die Lehrkräfte der Grundschule Oestertal ist, verdeutlichte eine Lehrerin im Gespräch mit der WR: „Wir haben selbst viel damit zu tun, diese Tragödie zu verarbeiten und mit den Kindern darüber zu sprechen.“

Ihre Gedanken gelten aber vor allem den drei Kindern, die nun ohne Eltern dastehen. Zwar wohnen Verwandte im Oestertal, „doch mit den drei Jungen hätten die in ihrem Haus insgesamt elf Kinder unterzubringen und zu versorgen“, weiß die Lehrerin. Gar nicht zu reden davon, dass die Zwillinge, die ihre Eltern tot aufgefunden hatten, schwer traumatisiert seien.