Krefeld. .

Innenminister Ralf Jäger hat in Krefeld ein neues Aktionsprogramm gegen Wohnungseinbrüche vorgestellt. Die Zahlen sind seit 2008 gestiegen. Die Polizei setzt auf die Mithilfe der Bürger.

Immer mehr Menschen in NRW werden Opfer eines Wohnungseinbruchs, gerade jetzt in der „dunklen Jahreszeit“ haben Langfinger wieder Hochkonjunktur.

45 000 Wohnungseinbrüche zählte die Polizei in Nordrhein-Westfalen allein im vergangenen Jahr, acht Prozent mehr als 2009. „Die Zahl ist seit 2008 kontinuierlich gestiegen“, sagte Innenminister Ralf Jäger, der gestern in Krefeld das neue Aktionsprogramm „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ vorgestellt hat. Die Sachwerte, die bei einem Einbruch verloren gingen, könnten zwar ersetzt werden, „doch das Gefühl der Geborgenheit in den eigenen vier Wänden geht verloren“.

Die meisten Einbrüche passieren laut Ministerium an den Transitstrecken, also nah an Autobahnen und Bundesstraßen, wo die Täter leicht fliehen können. Doch auch auf dem Land könne man nicht mehr wirklich sicher leben.

In dieser Zeit gab es in der Essener Margarethenhöhe eine Serie mit rund 50 Einbrüchen

So stiegen im eher ländlich geprägten Wesel die Wohnungseinbrüche von 971 Fällen im Jahr 2009 auf 1104 Fälle 2010, das sind knapp 14 Prozent mehr. Die Duisburger Polizei verzeichnete im gleichen Zeitraum sogar einen Anstieg von fast 20 Prozent, 1846 mal verschafften sich hier Unberechtigte Zugang zu fremden Wohnungen. In Essen sieht die Situation etwas anders aus. Hier gingen die Wohnungseinbrüche 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurück. Das liegt aber nicht etwa daran, dass es in Essen keine Einbrecher gibt, sondern schlicht an einem sprunghaften Anstieg im Jahr 2009. Eine mögliche Erklärung: In dieser Zeit gab es in der Essener Margarethenhöhe eine Serie mit rund 50 Einbrüchen. Doch auch wenn die Zahlen von 2009 auf 2010 um 15 Prozent sanken, sind sie im Vergleich zu 2008 doch leicht gestiegen. Und dieser Trend scheint sich fortzusetzen.

„Die Fallzahlen sind leicht gestiegen“, sagte Polizeisprecher Lars Lindemann nach den aktuellen Zahlen für 2011 gefragt, und das, obwohl die „dunkle Jahreszeit“ gerade erst begonnen hat. Die Aufklärungsquote habe sich im Vergleich zu 2010 allerdings auch leicht verbessert. In Essen versucht man seit Jahren mit speziellen Einsatztruppen, die sich ausschließlich auf die Verhinderung und Aufklärung von Wohnungseinbrüche spezialisiert haben, gegen die Langfinger vorzugehen.

4,5 Millionen Euro sollen in die Labore des LKA investiert werden

Landesweit liegt die Aufklärungsquote für Wohnungseinbrüche bei zwölf Prozent, der Großteil der Einbrecher wird also nicht gefasst. „Das sind Zahlen, auf die wir nicht stolz sind“, sagte Uwe Jacob, Referent für Kriminalangelegenheiten beim Ministerium, das dieser Entwicklung jetzt mit dem neuen Aktionsprogramm einen Riegel vorschieben will. 4,5 Millionen Euro sollen in die Labore des LKA investiert werden, um eine bessere Spurensicherung zu gewährleisten und mehr Täter zu überführen.

Der Auswertung der Spuren von Wohnungseinbrüchen soll beim LKA eine höhere Priorität eingeräumt werden. Auch die Fahndungsmöglichkeiten und die Analyse der Einbrüche sollen optimiert und ein landesweites Lagebild entwickelt werden. Doch um die Fallzahlen zu senken und eine höhere Aufklärungsquote zu erreichen, „sind wir auf die Mithilfe der Bürger angewiesen“, erklärte der Minister. Jeder könne etwas dazu beitragen, indem er die eigenen vier Wände schützt, Augen und Ohren offen hält und im Ernstfall die Polizei alarmiert. „Der Einbrecher hat es immer eilig“, so Jäger, je sicherer Türen und Fester seien, umso wahrscheinlicher sei es, dass er sein Vorhaben aufgebe. Bei den örtlichen Polizeibehörden könne man sich kostenlos beraten lassen. (Mitarbeit: dum)