Wenn die ersten Wespen die ersten Nester bauen, stellt sich vor allem eine Frage: Was tun?

Fast alles hat seine Zeit. Oft punktgenau passieren Dinge, weil die Natur das so eingerichtet hat. Seit Jahr und Tag. Grünkohl gehört zum Winter, weil Frost dran muss. Irgendwann im Frühling gibt's Spargel, dann Erdbeeren. Holunder blüht, Tiere schlüpfen. Vögel, die mag man, bis auf Tauben vielleicht. Schnecken nerven, sind gefräßig, gar schleimig. Aktuell sind auch die Wespen wieder unterwegs, bauen Nester. Und genau damit fängt oft das Theater an.

Garten, Giebel, Rollokästen. Die Deutsche Wespe und auch die Gemeine Wespe, der überragende Anteil hierzulande, sie sind nicht wirklich wählerisch. Was sie brauchen, ist Holz, das sie mit Speichel versetzen, zu Brei zerkauen und daraus das Nest bauen.

Gerne haben's Wespen auch dunkel und warm. Nester in der Erde? Keine Seltenheit.

Doch Wespen können ungemütlich werden. Wenn man sie ärgert, die Tiere sich bedroht fühlen. Angriff, Verteidigung, im Grunde egal. Wespen stechen – anders als Bienen – gerne mehrfach, weil ihre Stachel keine Widerhaken haben.

"Wespennest? Ruf' doch die Feuerwehr", so der nett gemeinte Rat neulich an eine Frau aus Waltrop. Irgendwo mitten im Kompost ihres Gartens, da sind Wespen gerade dabei, sich niederzulassen. Einen Meter entfernt nur von einem Fußweg, auf dem täglich Dutzende Kinder zur Gesamtschule gehen.

Die Feuerwehr aber winkte nur ab. Mit Wespennestern, da habe man dort schon lange nichts mehr zu tun. Und wenn, dann höchstens mit denen, die auf städtischem Gebiet auftauchen. "Privatgrund? Da müssen Sie sich schon einen Kammerjäger suchen."

Konrad Kempkes, der Umweltbeauftragte der Stadt, hakte da schon genauer nach. "Ich schau' mir das an. Wenn Gefahr im Verzug ist, reagieren wir."

Futtersuche

Vorsicht ist geboten

Wespen und Bienen sind immer öfter in Städten unterwegs, finden dort mehr Futter als auf dem Land. In den Auslagen von Bäckereien/Metzgereien tauchen sie auf. Vorsicht auch beim Grillen! Die Tiere sind Fleischfresser.

Grundsätzlich aber gehörten auch Wespen in die belebte Natur. Störe das Nest nichts und niemanden, könne man getrost warten bis zum Herbst, bis die Bewohner ausgeflogen sind. "Schließlich sind Wespen keine Bären, also keine Tiere, vor denen man zwangsläufig Angst haben muss." Ließe man sie in Ruhe, täten sie auch nichts.

Beliebt: Im Kompost ist es dunkel und warm - das passt. Fotos: WAZ, Jürgen Metzendorf/Norbert Ahmann
Beliebt: Im Kompost ist es dunkel und warm - das passt. Fotos: WAZ, Jürgen Metzendorf/Norbert Ahmann © WAZ

Wer aber partout reagieren will, weil er vielleicht Angst hat um sich oder andere oder Kaffee-Kuchen unter freiem Himmel, sollte sich fachlichen Rat holen. Bauschaum, benzingetränkte Lappen, Feuer oder kochendes Wasser, wie es hier und da im Internet empfohlen wird, sind für Experten, meist aus der Imker-Szene, nur dummes Zeug. Gustav Robering etwa vom Kreisimkerverein Recklinghausen warnt geradezu davor, selbst Hand anzulegen. Mehrfach schon hat er Wespennester abgebaut und umgesetzt, oder die Tiere, wenn das Nest nicht mehr zu retten war, im Nachtigall-Wäldchen in Suderwich freigelassen. Im Zweifel also lohnt es sich, beim Imker vor Ort zu fragen. Denn gegen den macht auch die wildeste Wespe am Ende keinen Stich.