Lüdenscheid/Meschede. .
Auf seiner „Klimaschutztour“ durch Nordrhein-Westfalen hat Umweltminister Johannes Remmel am Mittwoch drei Unternehmen besucht, bei denen Energie-Effizienz ganz groß geschrieben wird. Zwei der Firmen sind in Südwestfalen ansässig – und sie machen vor, dass sich Energieeinsparen rechnet.
Stellen Sie sich mal den aktuellen Revoluzzer-Typus vor: Fein gewandet mit Schlips und Kragen, bestens zuhause im neudeutschen Business-Sprech und das große Ziel vor Augen, das da heißt: Zertifizierung nach ISO 50001. Das hätten Sie nicht gedacht, oder?
Tatsächlich findet gerade in Unternehmen, im Management und bei den Mitarbeitern eine neuerliche industrielle Revolution statt, bei der das Energiesparen auf den Fahnen steht. Die Motivation dahinter ist jedoch in den seltensten Fällen grüne Ideologie, sondern zumeist die Erkenntnis, dass mit Energieeinsparung auch jede Menge Kosteneinsparung verbunden ist.
Energiemanagment in Lüdenscheid
„Wir rechnen damit, dass sich nach drei Jahren die Investitionen in Energiesparmaßnahmen amortisieren“, sagt Adalbert Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Busch-Jaeger in Lüdenscheid. Das Unternehmen, Marktführer im Bereich Elektroinstallationstechnik, 1000 Mitarbeiter und 224 Millionen Euro Jahresumsatz, investiert seit acht Jahren in sein Energiemanagement.
Jedes Jahr eine viertel Million, in diesem Jahr sogar das Dreifache, weil man ein eigenes Blockheizkraftwerk baut. Mal sind es moderne Maschinen, die im Vergleich zu den alten günstiger laufen, mal sind es pfiffige Einfälle wie der „Airbag“ an den Laderampen der Lkw. Der Luftsack bläst sich auf, wenn ein Laster andockt und verhindert so, dass nach dem Öffnen des Tores Wärme aus den Lagerhallen entweicht. Mit all den Maßnahmen gelingt es Busch-Jaeger, kontinuierlich zehn Prozent des Jahresenergieverbrauches einzusparen.
Doch nicht jeder scheint mit diesem Tempo mitzukommen. Vor einem „Alleingang“ Nordrhein-Westfalens beim Klimaschutz warnt Ralf Kersting, Geschäftsführer der IHK Arnsberg, und fürchtet, dass die NRW-Industrie durch das geplante Landes-Klimaschutzgesetz gezwungen würde, einseitig und über den Bundesdurchschnitt in den Klimaschutz zu investieren.
„Unverständlich“ findet Minister Remmel diese Kritik, denn gerade die Industrie zeige, dass sie oft mehr als private Haushalte und Verkehr zum Klimaschutz beitragen kann. Und bei den energieintensiven Unternehmen wie der Stahl-, Alu- und Chemiebranche sieht der Minister auch noch Effizienzpotenzial.
Besuch bei Mescheder Veltins-Brauerei
Das kann manchmal auf ganz einfache Weise ausgenutzt werden – man muss nur darauf kommen, erfuhr Remmel bei seinem Besuch der Mescheder Brauerei Veltins. Sie hatte hohe Energiekosten für ihr Hochregallager, in dem die frisch abgefüllten Bierkästen für die Auslieferung bereitgestellt wurden. Während des ganzen Jahres müssen die Kästen und Flaschen, die im letzten Arbeitsgang gewaschen wurden, getrocknet werden.
„Wir haben ermittelt, dass an einem 18 Kilogramm schweren Bierkasten noch 95 Gramm Wassertropfen hängen“, sagt Ulrich Biene, Pressesprecher von Veltins. Dieses Wasser wurde durch die Klimaanlage abgetrocknet – mit hohem Energieeinsatz.
Neuerdings muss nur noch weniger als die Hälfte des Wassers getrocknet werden. Denn kurz bevor die Kisten eingelagert werden, wird jeder Bierkasten auf einem Rüttler durchgeschüttelt, so dass die Tropfen ablaufen. Dadurch muss die Klimaanlage pro Jahr 1000 Kubikmeter Wasser weniger trocknen – eine enorme Energieeinsparung, die durch eine kleine Veränderung im Produktionsablauf erzielt werden konnte.
Wie sich ebenfalls ohne großen Aufwand sparen lässt, demonstrierten die Veltins-Mitarbeiter Minister Remmel beim Besuch des Gärkellers. Dort wurden die alten Leuchtstoffröhren durch LED-Lampen mit Bewegungsmeldern ersetzt. „Pro Jahr sparen wir dadurch 83 000 Kilowattstunden Strom“, rechnet Ulrich Biene vor. „Das ist soviel wie zwanzig Vier-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen.“