Duisburg. . Am Ausgang des Unglücks-Tunnels der Loveparade erinnert seit Sonntag ein Mahnmal an die 21 Todesopfer. Rund 500 Menschen waren bei der Einweihung dabei. Duisburgs OB Adolf Sauerland kam nicht. Stattdessen gab’s von ihm eine unangemessene Reaktion.
Der erste Blick des Betrachters fällt auf die Glastafel am Rande der mächtigen Stahlplatte. „Sie kamen, um zu feiern, und fanden den Tod“ ist dort zu lesen. Darunter werden die Namen aller 21 Opfer aufgelistet, die am 24. Juli 2010 bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg ums Leben kamen. Knapp 100 Meter von der Unglücksrampe entfernt gelegen, erhebt sich auf einer Wiese am östlichen Ausgang des Karl-Lehr-Tunnels nun jene stählerne Gedenkstätte, die ein Zeichen der Trauer, des Mitgefühls, aber auch des Innehaltens sein soll. Am Sonntag wurde das Mahnmal offiziell an die Stadt übergeben.
Rund 500 Menschen wohnten dieser ebenso stimmungsvollen wie würdigen Zeremonie bei. Adolf Sauerland suchten sie jedoch erwartungsgemäß vergeblich in diesem Kreis. Der seit der Katastrophe hoch umstrittene Oberbürgermeister, gegen den eine Bürgerinitiative derzeit per Unterschriftenaktion ein Abwahlverfahren anstrebt, zog es vor, einer zeitgleich stattfindenden Preisverleihung für junge Musiker in der Duisburger Oper beizuwohnen. Dort erklärte der OB in seiner Rede, dass es nun wohl wieder einen „medialen Aufschlag“ geben werde, weil er nicht „an der Parallelveranstaltung“ teilnehmen könne. Die Worte Loveparade oder Mahnmal nahm er dabei nicht in den Mund. „Aber ich kann mich ja nicht klonen und an zwei Terminen gleichzeitig teilnehmen“, so Sauerland.
Nackenschlag für die trauernden Angehörigen
Was als scherzhafte Bemerkung gemeint war, erweist sich in seiner Wirkung als weiterer Nackenschlag für die trauernden Angehörigen. Diese hatten in der Vergangenheit bereits mehrmals kritisiert, dass sie bis heute vergeblich auf ein persönliches Wort der Anteilnahme seitens des OB warten.
So war es auch am Sonntag wieder Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings vorbehalten, den Bürgern der Stadt in einem bedeutenden Moment eine Stimme zu verleihen. Der mittlerweile 84-Jährige lobte nicht nur das bürgerschaftliche Engagement, das die Errichtung dieses Mahnmals überhaupt erst möglich machte. Er vergaß nicht, die Menschen in dieser schweren Zeit zu ermutigen: „Unsere Stadt muss ihr Selbstbewusstsein zurückfinden.“ Und er appellierte an alle Entscheidungsträger der Stadt, dass sie künftig noch gewissenhafter prüfen, ob sie ihre Entscheidungen auch verantworten können.
Thyssen-Krupp spendierte das Material für das Mahnmal
Krings zählt auch zum Kreis der „Spendeninitiative Trauermarsch“, die für die Errichtung dieses Mahnmals verantwortlich zeichnet. Diese bürgerschaftliche Vereinigung hatte eine Woche nach der Katastrophe zu einem Trauermarsch aufgerufen, an dem Hunderte Menschen teilnahmen. 26 300 Euro an Spendengeldern sind bis heute zusammengekommen.
Mahnmal eingeweiht
Doch nicht nur Bürger, sondern auch zahlreiche Unternehmen engagieren sich – darunter auch Thyssen-Krupp. Der Stahlkonzern stellte das Material für den tonnenschweren Koloss kostenlos zur Verfügung, zudem halfen acht Auszubildende bei der Fertigstellung mit.
„Sie bleiben uns in Erinnerung“
Das Mahnmal ist ein Werk des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann. Eine Jury, der auch Vertreter der Hinterbliebenen und der verletzten Opfer angehörten, hatte im Dezember 2010 zwar zunächst einen anderen Entwurf ausgewählt. Dieser wurde jedoch kurz darauf wieder zurückgezogen, nachdem Plagiatsvorwürfe laut geworden waren.
Zum Ende der Zeremonie verlas Alt-OB Krings die Namen aller Opfer. Und er sprach allen Anwesenden aus dem Herzen, als er mit fester Stimme versicherte: „Sie alle bleiben uns in Erinnerung.“