Iserlohn. .
Torwart-Legende Oliver Kahn und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty haben in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Iserlohn den Startschuss für das neu ausgerichtete Projekt „Anstoß für ein neues Leben“ gegeben. Vize-Weltmeister Kahn kam als Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach Iserlohn. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt das Projekt mit dem ehemaligen Bayern-Keeper, der 86 Länderspiele bestritt.
Ziel der Aktion „Anstoß für ein neues Leben“ ist, jungen Gefangenen und Haftentlassenen systematische Hilfestellung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung durch Akteure aus Sport, Justiz und Arbeitsmarkt zu geben. In Zusammenarbeit mit dem Justizministerium, der Bundesagentur für Arbeit, dem westdeutschen Handwerkskammertag, dem Deutschen Handwerksblatt und MABiS.NeT hat die Sepp-Herberger-Stiftung dieses bundesweit einzigartige Projekt in die Wege geleitet. Nach einer 2008 gestarteten Pilotphase wurde der Ansatz noch einmal verändert und das von Oliver Kahn entwickelte Motivationsprogramm „Du Packst es!“ integriert.
Den 66 Projekteilnehmern/innen stehen künftig in den Kategorien Fußball, Arbeit/Beruf und Soziales verschiedene Fortbildungsangebote zur Verfügung: Dazu zählen Trainer- und Schiedsrichterausbildungen sowie Bewerber- und Anti-Gewalt-Trainings. Über das wöchentliche Fußballtraining hinaus wird es mindestens einmal monatlich eine Fortbildung aus den drei Bereichen geben. Bis zum Finale der sozialen Aktion am 3. September soll die erweiterte Projektkonzeption in den sechs Jugendstrafanstalten Nordrhein-Westfalens erprobt und bei positiver Resonanz anschließend auf andere Bundesländer ausgeweitet werden.
Integrative Kraft von König Fußball
„Für mich ist besonders wichtig, dass das Projekt langfristig angelegt ist und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Damit erhält der Justizvollzug auf lange Zeit verlässliche Partner für die Resozialisierungsarbeit. Dabei kommt uns die integrative Kraft von König Fußball zu Gute - ihm gelingt es immer wieder, Menschen und Institutionen zu einem guten Zweck zusammenzuführen“, betonte Justizminister Thomas Kutschaty. Gleichzeitig machte der SPD-Politiker deutlich: „Alle Bemühungen können aber nur dann erfolgreich sein, wenn die jungen Gefangenen bereit sind, ihre Chance zu nutzen und sich aktiv in das Projekt einzubringen. Ich finde es daher eine tolle Idee, das Projekt durch ein spezifisches Motivationsprogramm zu ergänzen.“
"Titan" kommt gut an
Kooperation zwischen DFB und BA
Eine große Stütze ist dabei die Bundesagentur für Arbeit. “Ich freue mich, dass es aufbauend auf den bisherigen Kooperationen zwischen dem DFB und der Bundesagentur für Arbeit gelungen ist, die BA als weiteren wichtigen Anstoß-Partner zu gewinnen. Gemeinsam wollen wir den Jugendlichen Chancen und Möglichkeiten bieten, nach der Haft direkt in die Gesellschaft zurück zu finden. Gerade hier bieten die rund 26 000 Fußballvereine viele Möglichkeiten“, erklärte Horst R. Schmidt, DFB-Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender der Sepp-Herberger-Stiftung.
Große Chance zur Berufsausbildung
Alle Teilnehmer/innen werden durch die Justizvollzugsanstalten nach bestimmten, einheitlichen Kriterien ausgewählt. Dabei spielen zum Beispiel eine gute Sozialprognose sowie die Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt eine bedeutende Rolle. „Der Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften steigt kontinuierlich. Das ist eine große Chance für die jungen Leute, sich schon während der Inhaftierung die Grundlage für eine berufliche Perspektive zu erarbeiten. Den erfolgreichen Übergang müssen wir frühzeitig und systematisch einleiten“, betonte Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
Begleitung durch prominente Paten
In den Haftanstalten Iserlohn, Siegburg, Herford, Heinsberg, Hövelhof (männliche Gefangene) und Köln (weibliche Gefangene) werden die jeweils elf Jugendlichen von Teams aus Sportbeamten, Mitarbeitern des Sozialdienstes und MABiS.NeT betreut. Begleitet werden sie durch prominente Paten aus dem Fußball. Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages und engagierte Kuratorin der Sepp-Herberger-Stiftung, lobte die Iniative mit einer Leitfigur wie Oliver Kahn: „Anstoß für ein neues Leben ist ein tolles Projekt, das für junge Gefangene eine Brücke schlägt in den neuen Lebensabschnitt nach dem Jugendstrafvollzug und das ihnen durch ein Engagement im und für den Sport neue Perspektiven bietet“.