Dorsten. Zum Ausstellungswochenende der "Offenen Ateliers" am 24. und 25. Oktober in vier Städten präsentiert "Virtuell-Visuell" eine neue/alte Galerie in der Wiesenstraße 4.

Nach jahrelangem Leerstand haben die Räume der früheren „Galerie TR” von Thomas Rzeha zu ihrer Bestimmung zurück gefunden: Der Kunstverein „Virtuell-Visuell” kann nun die rund 220 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Wiesenstraße 4 bespielen – und lässt seinen kreativen Vereinsmitgliedern den Vortritt.

„Kunstroute 2009” heißt nun im dritten Jahr das Ausstellungs-Wochenende, für das sich Kunstvereine und Künstler der vier Nachbarstädte Bottrop, Gelsenkirchen-Buer, Dorsten und Gladbeck zusammen tun. Nur in der Wiesenstraße ist die Ausstellung an zwei Wochenenden geöffnet, am 24./25. und 31. Oktober plus 1. November.

Schließlich investierten die mittlerweile 60 Vereinsmitglieder von „Vi-Vi” reichlich Mühe, um das neue Domizil für mehr als eine Ausstellung herzurichten. „Wir sind ziemlich glücklich”, strahlt Angelika Krumat. Die Vi-Vi-Vorsitzende hatte schon vielversprechende Ausstellungen absagen müssen, seitdem die Beletage des Woolworth-Hauses für die Kunst nicht mehr zur Verfügung stand.

Die Vernissage der „Kunstroute” am Freitag um 19 Uhr wird – so gesehen – auch zur Generalprobe für die Eignung der früheren Galerieräume. Die Vi-Vi-Vorsitzende ist zwar voll des Lobes über die Eigentümerfamilie Steinrötter. Ersatz für die defekte Heizung gibt's aber wohl nicht. So bangt denn Angelika Krumat noch, ob Dorstens neue Adresse – ähnlich wie die ebenfalls winterkühle Beletage – als Schauraum wieder zu einer „ersten Adresse” avancieren kann.

Ein echtes Debüt ist's jedenfalls für zwei Neue bei Virtuell-Visuell: Moritz Brilo war Werksfotograf bei Veba, fotografiert im Hauptberuf vor allem Innen-Architektur, hat aber noch nie eine eigene Ausstellung bestritten. Der 48-jährige Dorstener kontrastiert schwarzweiße Impressionen aus Venedig mit großformatigen Prints, sehr edel in Alu-Dibond, der Ostseeküste vor Fehmarn.

Die „Harz-Landschaften” von Dr. Bernd Eitschberger erkennt als solche wohl nur der Künstler: Denn es ist reine Farbfeldmalerei à la Vasarely, komponiert aus elf mal elf Kreisen auf 121 Quadraten. Die aufwändige Detailarbeit solcher „Farbimpressionen”, wie sie der promovierte Physiker nennt, kontrastiert er mit gestisch schwungvoll hingetropften Leinwänden. Jackson Pollock habe es allerdings leichter gehabt mit seinen Großformaten, meint Dr. Eitschberger: Die Kunst besteht auch darin, tropffähige Farben anzumischen.

Weitere fünf Malerinnen aus den Reihen von „Vi-Vi” zeigen an den vier Tagen der Kunstroute, jeweils von 11 bis 18 Uhr ihre Werke in der Wiesenstraße, Doris Gerhard außerdem Fotografien.