London.
Ryanair macht einen Rückzieher: Nun sollen gestrandete Passagiere doch komplett entschädigt werden. Noch am Mittwoch gab Ryanair-Chef O´Learyden Hardliner und wollte den betroffenen Fluggästen nur einen kleinen Teil der Kosten erstatten. Dennoch zog er über die entsprechende EU-Richtlinie her.
Der Billigflieger Ryanair will seinen Kunden nun doch die gesamten Kosten durch die massiven Flugausfälle aufgrund der Vulkanasche-Wolke über Europa erstatten. Die Fluggesellschaft werde die Vorschriften aus der entsprechenden EU-Richtlinie umsetzen, erklärte Ryanair-Chef Michael O“Leary am Donnerstag. Noch am Vortag hatte O“Leary angekündigt, sein Unternehmen werde angefallene Ausgaben etwa für Unterkunft und Verpflegung nur bis zur Höhe des gezahlten Ticketpreises erstatten. Damit wären Passagiere häufig auf einem großen Teil ihrer Kosten sitzen geblieben, wenn sie aufgrund eines späteren Rückflugs etwa ein Hotel buchen mussten.
Nach EU-Recht haben Reisende bei gestrichenen Flügen Recht auf die vollständige Erstattung ihres Flugtickets einschließlich der Gebühren oder auf eine Ersatzbeförderung. Entscheidet sich ein Fluggast für letzteres - also etwa einen späteren Flug, eine Bahn- oder eine Busfahrt - muss die Fluggesellschaft auch für die etwaig notwendige Unterkunft bis zum Abflug oder zur Abfahrt aufkommen; das gleiche gilt für Verpflegungkosten.
EU-Vorgaben „absurd und diskriminierend“
O“Leary erklärte am Donnerstag nun, die Ereignisse der vergangenen Tage hätten gezeigt, „wie absurd und diskriminierend“ die EU-Vorgaben seien. Während Fähr-, Bus- und Bahngesellschaften Ausgaben nur bis zum gezahlten Ticketpreis erstatten müssten, kämen auf Fluggesellschaften „potenziell unbegrenzte Ausgaben“ zu. Nach Auskunft der deutschen Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (söp) müssen Bahngesellschaften sehr wohl Hotels unabhängig vom Ticketpreis zahlen - solange der Preis angemessen ist.
O“Leary kritisierte zudem die Flugverbote aufgrund der Vulkanasche-Wolke: Die Schließung des Luftraums sei „katastrophal“ gewesen, die entsprechenden Entscheidungen der europäischen Regierungen und Flugaufsichten nannte der Unternehmenschef „falsch“. Die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjöll hatte den Luftverkehr in Europa zum Großteil zum Erliegen gebracht. In etwa 30 Staaten einschließlich Deutschland mussten zehntausende Flüge abgesagt werden. (afp)