Dorsten. Knapp neun Millionen Euro Außenstände hat die Stadtkasse derzeit in ihren Büchern stehen. Kämmerer Wolfgang Quallo überlegt nun, zumindest auf die hartnäckigsten Schuldner Inkasso-Unternehmen anzusetzen.

Kämmerer Wolfgang Quallo
Kämmerer Wolfgang Quallo © WAZ

Zunächst zu den Schulden, die Bürger bei der Stadt haben: Die Summe muss unterschieden werden in 7,6 Mio „öffentlich-rechtliche” Außenstände (die Hälfte davon Steuern, vor allem Gewerbesteuern, Gebühren oder Rückforderungen von unberechtigt gezahlten Soziallasten). Diese Gelder darf allein die Stadt eintreiben.

Weitere 1,2 Mio Euro sind „privatrechtliche” Schulden. Der größte Batzen (fast eine Million) sind Unterhaltsvorschüsse für zahlungsunwillige Väter, ferner ausstehende Mieten für Wohnungen oder Erbpachten. Diese Beträge dürfte die Stadt auch von Eintreibern kassieren lassen.

Für die erste Bilanz, die die Stadt nach neuem Recht erstellen muss, wurden alle Schulden bewertet. Rund 6,6 Mio Euro gelten als realisierbare Forderung, die wie Bargeld in die Bilanz eingestellt werden können.

Bleiben 2,2 Mio Euro, die die Stadt abschreiben müsste. Nach Änderungen im Melderecht kommt selbst die Stadt bei untergetauchten Schuldnern nicht an die aktuelle Adresse. Wolfgang Quallo: „Da haben wir keine Chance.”

Eine Chance hätten dagegen Geldeintreiber (Creditreform und ähnliche), die selbst Daten sammeln. Beantragt ein Dorstener Unterhaltsdrückeberger ein neues Mobiltelefon, landet seine Anschrift in der Firmenkartei, er könnte also zur Kasse gebeten werden. Quallo: „Die haben Adressen, die wir nie kriegen.”

Dorsten überlegt ernsthaft, auf die Profis zurück zu greifen. „Wir reden über Forderungsmanagement”, sagt Quallo. Mitarbeiter der Stadtkasse haben bereits Seminare zum Thema absolviert, es gab ein Info-Gespräch mit einem Inkasso-Unternehmen, ein Bericht für die Politik (soll im Oktober beraten werden) ist in Arbeit. Wenn Geldeintreiber eingesetzt werden, müsste der Umfang der beanspruchten Dienste festgelegt und ausgeschrieben werden.

Die sinkende Zahlungsmoral spräche dafür, die Unternehmen einzuschalten. Wolfgang Quallo: „Es kommen mehr neue Außenstände dazu, als wir realisieren können.”