Dortmund. Der Trainer veränderte die Startelf auf vier Positionen - unter anderem musste Max Meyer auf die Bank. Wir erklären Di Matteos Derby-Fehler.
Roberto Di Matteo vergrub seine Hände in den Taschen seiner königsblauen Trainingshose und schlich von Mikrofon zu Mikrofon. Je länger der Abend in Dortmund wurde, desto mehr enttäuschte ihn die sang- und klanglose 0:3-Klatsche im Revierderby beim BVB. "Wir sind verstört", sagte Di Matteo mit leiser Stimme in der Pressekonferenz. Der Trainer wusste: Diese Niederlage geht auch auf seine Kappe. Denn ausgerechnet dem sonst so versierten Taktiker unterliefen einige entscheidende Fehler.
1. Die Startformation: Warum spielte Boateng für Meyer?
Di Matteo entschied sich für vier Wechsel in der Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Werder Bremen. Atsuto Uchida (für Tranquillo Barnetta) und Klaas-Jan Huntelaar (für Felix Platte) übernahmen wieder ihre Stammplätze. Wie erwartet ersetzte Roman Neustädter als Abwehrchef den verletzten Joel Matip, Dennis Aogo rückte auf die Sechs. Auch Kaan Ayhan hätte Matips Posten übernehmen können - der Trainer entschied aber anders.
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Überraschend: Di Matteo schickte den gegen Bremen starken Max Meyer wieder auf die Ersatzbank, dafür lief Kevin-Prince Boateng auf. Boateng spielte acht Minuten lang solide, ging danach aber unter und hielt sich meist nur im Mittelkreis auf, während der Ball an ihm vorbeiflog. Ganz schwach! Boateng für Meyer - dieser Wechsel war falsch! Zu Boatengs Leistung sagte Di Matteo auf Nachfrage nichts. "Es war eine kollektiv schlechte Leistung", erklärte der Coach lediglich.
2. Die 5-4-1-Taktik in der ersten Halbzeit ging schief
In der ersten Hälfte wich Schalke von der üblichen 5-3-2-Taktik ab. Die Königsblauen verteidigten zwar erneut mit einer Fünferkette, im Mittelfeld nahmen aber zwei Sechser (Marco Höger, Dennis Aogo) und zwei Zehner (Kevin-Prince Boateng, Eric Maxim Choupo-Moting) die Dortmunder in Empfang. "Wir wollten die Mitte schließen und das variable Spiel der Dortmunder unterbinden", erklärte Kapitän Benedikt Höwedes und ergänzte: "Das ist uns aber überhaupt nicht gelungen."
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Zu keiner Zeit konnten die Schalker Di Matteos Ideen umsetzen. Christian Fuchs sagte: "In der Zentrale versammelt Dortmund viele Spieler. Dort wollten wir den Ball erobern und ganz schnell umschalten. Aber wir haben die Bälle nicht halten können. Dann kannst du auch nicht nachrücken." Dennis Aogo fügte hinzu: "Uns ist es nicht gelungen, die Räume zuzukriegen, obwohl wir viele Spieler hinter dem Ball hatten. Es waren oftmals viele Gelbe um mich rum." Der BVB hatte in der Schalker Spielhälfte unfassbar viel Platz, um sich durch die vielen Abwehrbeine zu kombinieren.
3. Im 5-3-2-System nach der Pause wurde es nur wenig besser
Dass die Schalker mit einem 0:0 in die Pause gingen, glich "einem Wunder", wie selbst Manager Horst Heldt anmerkte. In der Kabine verpasste Di Matteo die Chance, Max Meyer für Boateng einzuwechseln - schlechter hätte es der kleine Spielmacher auch nicht machen können. Di Matteo änderte lediglich die Grundordnung - vom 5-4-1-System wechselte Schalke zurück ins gewohnte 5-3-2. "Da waren wir zwar besser gestaffelt, nichtsdestotrotz war es ein einseitiges Spiel", sagte Höwedes. Dennis Aogo sprach ebenfalls davon, dass Schalke "ein paar Minuten ein bisschen kompakter" stand. Aber eben nur ein paar Minuten. Manager Horst Heldt hingegen sagte: "Wir haben zu keiner Zeit ins Spiel gefunden, auch nicht in der zweiten Hälfte."
4. Schalkes Spiel ist durchschaubar geworden
BVB-Kapitän Mats Hummels war gar nicht so überrascht, dass sich sein Team so viele Torchancen erspielte. "Wir hatten in der Analyse wirklich gute Situationen für uns gesehen, wie wir Schalke auseinanderhebeln können. Wir haben uns einen guten Plan zurechtgelegt, den wir dann auch umgesetzt haben. Das ist die Kunst", sagte Hummels nach dem Spiel auf Anfrage von WAZ.de.
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Schon vor der Partie hatte BVB-Trainer Jürgen Klopp gesagt: "Es ist eigentlich klar, wie der Gegner spielt. Oft weiß man das im Vorfeld nicht so genau." Die Dortmunder Vorbereitung war perfekt und kann als Blaupause für die nächsten Gegner der Königsblauen dienen. Defensivkünstler Di Matteo muss sich etwas einfallen lassen.
Fazit
Der Trend spricht gegen Schalke. Im Jahr 2015 erzielten die Schalker in sieben Pflichtspielen lediglich vier Tore - keins davon ein Stürmer! In der Bundesliga blieb S04 dreimal in Folge ohne Sieg. Schalke steht nur noch zwei Punkte vor dem siebten Platz. Di Matteo hat Schalke kurzfristig stabilisiert und der Mannschaft seine Handschrift verpasst. Doch der Defensivfußball ist auf Dauer nicht attraktiv - und inzwischen auch nicht mehr erfolgreich. Immerhin zeigte sich der Trainer selbstkritisch. "Wir müssen uns grundsätzlich überlegen, wie es für die Zukunft weitergeht, ob wir mit diesem System weiterspielen werden. Es war eine schlechte Leistung auch von mir", gestand der Coach, dessen Bilanz in 21 Pflichtspielen solide ist - aber nicht mehr überragend. Elf Siege, zwei Unentschieden, acht Niederlagen, 28:26 Tore - das geht besser.