Schwerte. . Trotz Protesten will Schwerte Flüchtlinge auf dem Gelände eines früheren KZ-Außenlagers unterbringen. Der Bürgermeister verwahrt sich gegen Tipps.
Ungefragt platzte es am Ende der Pressekonferenz aus ihm heraus: „Wir brauchen keine Ratschläge von außen, nicht von Ministerpräsidentin Kraft und nicht von Sozialminister Schneider.“ Bürgermeister Heinrich Böckelühr war wütend.
Im Rathaus verteidigte er die Entscheidung der Stadt, künftig Flüchtlinge in einem Gebäude unterzubringen, das auf dem Gelände der ehemaligen SS-Wachbaracke der Außenstelle des KZ Buchenwald erbaut wurde: „Wenn nicht so, wie dann?“
Den CDU-Bürgermeister nerven die Reden und Ratschläge der Politiker aus Düsseldorf an die Adresse der Schwerter Lokalpolitiker. „Jede Stadt im Land steht jede Woche vor der gleichen Situation wie wir, kurzfristig Flüchtlinge unterzubringen“, so Böckelühr. Für Schwerte seien Zelte, Turnhallen oder Container nicht vertretbar.
Baracke aus den 50er-Jahren
Die Stadt will deshalb ungeachtet heftiger Kritik Flüchtlinge auf dem Gelände einer ehemaligen Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald unterbringen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hatten dort im Reichs-Eisenbahnausbesserungswerk Zwangsarbeiter Lokomotiven reparieren müssen.
Jetzt sollen 21 Asylbewerber in einer alten Baracke unterkommen, in der vor Jahren schon einmal Flüchtlinge wohnten. Zuletzt diente der Bau Künstlern als Domizil.
Alte Lagerbaracken nach Kriegsende abgerissen
Diese Baracke sei erst in den 50er-Jahren entstanden, betonten Vertreter der Stadt. Das habe die Auswertung von Luftbildaufnahmen in den vergangenen Tagen ergeben. Die Gebäude des Lagers waren vor langer Zeit schon abgerissen worden.
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Zunächst war der Eindruck entstanden, die Flüchtlinge sollten tatsächlich in eine ehemalige SS-Wachbaracke einziehen.
Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Schwerte – ausgenommen der Linkspartei-Fraktion – gab Bürgermeister Böckelühr am Freitag eine Erklärung ab. Schwerte habe keinen Nachholbedarf an Erinnerungskultur, heißt es. In vorbildlicher Weise habe die Stadt die Geschichte der ehemaligen Außenstelle des KZ Buchenwald aufgearbeitet.
1990 wurde die KZ-Gedenkstätte eröffnet
Seit 1990 sei dort eine Gedenkstätte beheimatet. „Der Vorwurf, wir in Schwerte seien geschichtslos und unsensibel, hat Rat und Verwaltung getroffen. Er entbehrt insbesondere vor dem Hintergrund der gelebten Willkommenskultur jedweder Grundlage.“
Böckelühr verwies auf das einstimmig vom Rat im November verabschiedete Konzept zur dezentralen Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. Kern dieses Vorhabens sei die Unterkunft in maximal 25 Personen umfassenden Einheiten. Ziel dieses Konzepts: die frühe Integration. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Asyl, der sich ehrenamtlich für die Belange der Flüchtlinge einsetze, sei dieser Plan entwickelt worden.