Bochum/Mountain View. . Der Internet-Gigant Google entwickelt ein eigenes Auto. Konkurrenz für die etablierten Hersteller zeichnet sich ab. Noch ist es nur ein Prototyp, doch es ist mehr zu erwarten. „Das Auto wird neu definiert“, sagt Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Wer bei Google nach dem Google-Auto sucht, wird ziemlich schnell fündig: Es gibt Fotos von dem Fahrzeug, das stark an Spielzeug-Autos aus dem Hause Playmobil erinnert. Auf Youtube läuft ein Video mit den staunenden Senioren Walt und Linda, die erstmals in dem Google-Mobil fahren dürfen. Unterlegt wird der Film, der fast nur lächelnde Menschen zeigt, von gefälliger Musik. Das, was Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer als „Branchen-Revolution“ bezeichnet, kommt jedenfalls ziemlich unaufgeregt daher: Google, jener Konzern, der als Internet-Suchmaschine zur Weltmacht geworden ist, erwägt nun auch den Einstieg ins große Auto-Business.

Es geht um nicht weniger als das Auto der Zukunft. „Das Auto wird neu definiert“, sagt Auto-Professor Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. „Das selbstfahrende Auto ist die größte Innovation seit Jahrzehnten.“ Und Google sei eben schnell, schneller als die klassischen Automobil-Hersteller. Der Internet-Konzern hat ein eigenes Auto entworfen: Kein Lenkrad, kein Gaspedal, keine Bremse – beim Google-Auto soll der Mensch dem Computer gar nicht erst dazwischenfunken. Das Auto fährt wie von Geisterhand und soll dank eines dicken Laser-Scanners auf dem Dach und der speziell angepassten Konstruktion auch extrem sicher werden.

Google-Mitgründer Sergey Brin verbreitet demonstrative Begeisterung: „Etwa zehn Sekunden nach dem Einsteigen habe ich meine E-Mails gecheckt. Es war wie in einem Sessellift.“ Die vielen Autos im privaten Eigentum seien ohnehin eine große Belastung für die Gesellschaft. Sie würden 96 Prozent der Zeit nicht genutzt, und dauernd seien die Leute in der Stadt auf der Suche nach einem Parkplatz. „Damit ist es vorbei, wenn man Autos hat, die selbst fahren, sie aussetzen und sich andere Passagiere suchen.“

„Durch selbstfahrende Autos ließen sich fast alle Unfälle vermeiden“

Doch braucht die Welt wirklich selbstfahrende Autos? „Ja“, sagt Ferdinand Dudenhöffer. „Unfälle passieren meist, weil Menschen Fehler machen. Durch selbstfahrende Autos ließen sich fast alle Unfälle vermeiden.“ Bis es soweit ist, müsste allerdings erst noch tatsächlich ein serienreifes Auto gebaut werden.

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Im Google-Video zur Vorstellung der ersten Prototypen war kurz die Montage per Hand zu sehen. Google hätte allerdings das nötige Geld, um sich einen eigenen Autozulieferer oder Auftragsfertiger zu kaufen. Andererseits steht der Internet-Konzern einer Branche gegenüber, die auf Jahrzehnte hochtechnologischer Forschung aufbauen kann. Schon jetzt sind viele Serien-Fahrzeuge mit ausgefeilter Software ausgestattet, mit Notbremsen- oder Spurhaltesystemen, mit Abstandshaltern oder Geräten, die den Fahrer vor Müdigkeit warnen.

„Auch Hacker-Angriffe sind ein Risiko“

Viele Fragen rund um das Google-Auto sind offen. Was ist, wenn der Bord-Computer in einer Notfall-Situation entscheiden muss, ob er das Leben des Passagiers oder eines im Weg stehenden Fußgängers retten soll? „Auch Hacker-Angriffe sind ein Risiko“, sagt Dudenhöffer. „Es wäre denkbar, Deutschland plötzlich still stehen zu lassen.“ Datenschützer sind alarmiert: Fährt künftig der US-Geheimdienst mit, wenn der Auto-Computer die Kontrolle hat?

In Sachen Software werde der Takt zweifellos von den USA vorgegeben, nicht von der Autonation Deutschland, urteilt Dudenhöffer. In Kalifornien, Florida und Nevada seien bestimmte selbstfahrende Autos bereits seit September 2012 erlaubt „In den USA wird überlegt, wie sich neue Technologien umsetzen lassen. In Deutschland wird monatelang über ein neues Punktesystem für Verkehrssünder nachgedacht. Das ist der Unterschied.“ (mit dpa)