Die beste und erfolgreichste Auto-Sendung der Welt gilt als genauso unübersetzbar wie einst der englische Humor von Monty Python. Aber das gedruckte Heft zur BBC-Sendung „Top Gear“ gibt es jetzt auch auf deutsch, und - oh Wunder - es funktioniert so gut wie ein DSG-Getriebe, wenn es nicht in China gebaut wurde!
Die unbestritten beste und erfolgreichste Auto-Sendung der Welt erreicht in Deutschland das Publikum nicht, weil sie unübersetzbar und unsychronisierbar ist wie einst der englische Humor von Monty Python. Aber das gedruckte Heft zur BBC-Sendung „Top Gear“ gibt es jetzt auch auf deutsch, und - oh Wunder - es funktioniert so gut wie ein DSG-Getriebe, wenn es nicht in China gebaut wurde!
Fällt auf den ersten zehn Seiten das anatomisch korrekte Wort für das männliche Geschlechtsteil, ist der Fall klar: Es kann dies kein deutsches Auto-Magazin sein, wo man seit Jahrzehntem - meist mehr, mal minder - den flachgespülten Biedersinn kultiviert, um nur ja keinen Anzeigengeber aus der milliardenschweren Automobilindustrie zu verschrecken. Und wo würde sich sonst eine Bewertung wie „eines der fadesten Autos, das ich je gefahren bin“ über den Hyundai Veloster mit seinen zwei Türen auf der rechten und nur einer auf der linken Seite finden lassen? In „auto, motor und sport“ bestimmt nicht, in der „Autozeitung“ auch nicht und in der „Autobild“ nur ausnahmsweise.
Da ist „Top Gear“ seit Jahrzehnten ganz anders abgestimmt. Das Trio um den unerbittlichen Ober-Scharfrichter Jeremy Clarkson schreibt für Autofans und -freaks, nicht für Geldgeber. Die Zutaten der Sendung sind längst Legende und werden weltweit kopiert: Stig, der maskierte Brutalo-Testfahrer, die Extremtests (Wie - wenn überhaupt - kann man einen Toyota Pick-up töten?), die material- und menschenmordenden Langstreckenrennen (Motorrad gegen Dampfzug) - und die ehrliche endlose Liebe zum Auto, besonders wenn es wohlgeformt ist, dicke Hupen und viele PS hat. Models kommen übrigens nicht vor, es sei denn, jemand hat sie unsichtbar im Kofferraum versteckt.
Das erste deutsche „Top Gear“-Magazin ist jetzt als Pilotheft erschienen, zwei weitere sollen nach der IAA erscheinen. Dann will der Verlag entscheiden, ob er „Top Gear“ alle zwei Monate in Deutschland herausbringt.
Zuerst denkt man natürlich als Top-Freund bei „Übersetzung“ an die schreckliche Eindeutschung, die einst der bayerische Rundfunk Monty Python angedeihen ließ. Am Heft gefällt (neben Äußerlichkeiten wie dem Dacia-Preis von fünf Euro für 210 Seiten sehr hochwertiges Buntpapier) die stilsichere Übersetzung der englischen Originaltexte in die Sprache von Daimler und Porsche. Hier waren Profis am Werk, die etwas von Sprache und von Autos verstehen. Das beweisen sie auch in ihren eigenständigen Beiträgen extra für die deutschsprachige Ausgabe. Besonders zielführend: die pointierten Kurzkritiken fast aller in Deutschland erhältlichen Pkw. Ausführliche Leseproben gibt es im Internet unter topgear-deutschland.de, inklusive dem anatomisch korrekten Begriff für das männliche Geschlechtsteil.