An Rhein und Ruhr. . Navi-Diebstahl wird in Nordrhein-Westfalen immer häufiger. 2012 gab es schon mehr als 4800 Fälle landesweit. Oft sind es Banden aus dem Baltikum, die die Geräte aus den Autos rausmontieren. Die Täter gehen dabei laut Polizei meist schnell und gezielt vor.
Seitenscheibe einschlagen, Tür auf, ein paar geübte Handgriffe, dann sind die Autoknacker schon wieder weg – und mit ihnen die Beute: Kriminelle Banden aus dem Baltikum haben es auf festinstallierte Navigationsgeräte in Autos abgesehen. Das Landeskriminalamt (LKA) hat seit Jahresbeginn NRW-weit 4818 Fälle registriert. Ihre Zahl stieg deutlich von 470 im Januar auf zuletzt fast 1000 im Monat. Besonders betroffen ist die Rhein-Ruhr-Schiene.
„Die Täter fallen bei uns ein wie Heuschrecken“, sagt Frank Sobotta von der Polizei Mettmann. Jeden Monat gebe es im Schnitt eine Aufbruchserie. „Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich vorwiegend um osteuropäische Täter, etwa aus Litauen“, so Frank Scheulen vom LKA. Immer wieder gibt es auch Festnahmen. „In der Regel kommen die Täter hier aber nicht in Haft“, sagt Polizeisprecher Sobotta. Sprich: Sie werden abgeschoben.
BMW, Mercedes, Audi, auch VW – auf Autos dieser Marken haben es die Täter besonders abgesehen. Weil es sich bei den Navis um hochwertige Elektronik handelt, ist der Schaden groß. Er liegt schnell bei 6000 Euro und mehr.
Eine, vielleicht zwei Minuten benötigen die Täter. „Die sind so schnell wieder weg, dass ihnen Alarmanlagen an Autos egal sind“, sagt Sobotta. Nur wenige Handgriffe, dann ist das Navi ausgebaut. Der Polizeisprecher ist sicher: „Die Täter wissen genau, was sie tun. Sie scheinen geschult zu sein.“
In Deutschland wieder auf den Markt gebracht
In der Region rund um Düsseldorf sind die Navi-Diebe besonders aktiv . In Krefeld etwa hat die Polizei im ersten Halbjahr 130 Diebstähle gezählt – drei Mal mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Im Rhein-Kreis Neuss schlagen die Navi-Diebe immer wieder zu, zuletzt vor wenigen Tagen in Meerbusch. Im Kreis Mettmann gibt es immer kleine Serien – vier oder fünf Aufbrüche in der einen Stadt, in der Nacht drauf dann vier oder fünf in der nächsten. Der Polizei machen sie die Arbeit damit schwer. „Die Täter sind selten zweimal hintereinander im gleichen Bereich unterwegs“, berichtet Sobotta.
20 000 Euro Schaden sind bei einer Serie schnell zusammen. Die Täter haben es auf hochklassige Geräte abgesehen. Sie werden später durchaus auch in Deutschland wieder auf den Markt gebracht, zum Beipiel über das Internet. Die Navis sind dann mitunter für ein Drittel des Preises zu haben. Dass die Zahl der Diebstähle steigt, erklärt man sich bei der Polizei u. a. damit, dass es offenkundig einen Markt für diese Geräte gebe. Die Technik verbreite sich immer mehr.
Autobesitzer können die Schäden und den Diebstahl von festinstallierten Navis über ihre Versicherung geltend machen. „Solche Diebststähle werden über die Teilkasko abgedeckt, sofern keine Fahrlässigkeit vorliegt und zum Beispiel eine Autotür offengelassen wurde“, heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf NRZ-Nachfrage. Ärger gibt es aber immer wieder, wenn Versicherungen nur den Zeitwert erstatten wollen. Laut dem Fachanwalt Gregor Samimi müssen sich Verbraucher aber nicht auf den Gebrauchtteilemarkt verweisen lassen: Der Kaskoversicherer habe grundsätzlich den Neuwert des Navi-Gerätes zu erstatten.
Täter gingen nachts auf Beutefang
Beim Landeskriminalamt fühlt man sich an das Jahr 2008 erinnert. Schon damals waren litauische Navi-Diebe an Rhein und Ruhr unterwegs. Sie gingen nachts auf Beutefang, „entsorgten“ die Geräte in Depots und schickten ihre Beute alle 14 Tage per Container ins Baltikum. Dort wurde die Beute umprogrammiert und dann wieder zurück nach Deutschland gebracht. Nach umfangreichen Ermittlungen wurden 20 Tatverdächtige festgenommen.