Düsseldorf. Die Revolution kam von dort, wo sie niemand erwartet hat. Und sie trägt den Namen Evoque. So hat Range Rover sein jüngstes Modell getauft, das auf den ersten Blick so gar nichts mit der Landadel-Architektur der Vergangenheit zu tun hat. Party statt Picknick. Dafür schrumpft der Kofferraum.

Wer an Range Rover denkt, weckt zuerst Assoziationen von riesigen und kantigen Geländewagen mit dem etwas angestaubten Image englischer Landadel-Architektur. Jahrzehnte stand Range Rover für Menschen in Tweedjacken, Schirmmützen, von Hand genähten Schuhen aus Pferdeleder aus der Londoner Bond Street und Burberry-Schals gegen das allgegenwärtige britische Schmuddelwetter. Da wirkt der Range Rover Evoque wie eine große Kulturrevolution: emotional, modern, polarisierend.

Die direkten Konkurrenten des Range Rover Evoque wie Audi Q3, BMW X1 oder VW Tiguan stehen optisch neben dem Briten wie Schüleruniformen neben dem maßgeschneiderten Partyoutfit da.

Obwohl er mit 1,65 Metern rund zehn Zentimeter höher ist als zum Beispiel der BMW X1, trägt der Evoque auffallend schmale Seitenscheiben zur Schau, was ein Ergebnis der abfallenden Dachlinie und ansteigender Taille ist. Auch die Breite von 1,97 Metern fällt beim Evoque im Vergleich zu den Konkurrenten üppig aus.

Ausgezeichnete Platzverhältnisse

Großzügige Höhe und Breite sorgen für ausgezeichnete Platzverhältnisse auf allen Plätzen. Auf den vorderen Sitzen, die vielfach optimal verstellbar sind, sitzen Fahrer und Beifahrer nahezu perfekt. Die breite Mittelkonsole und die dicken Türverkleidungen vermitteln zudem ein gutes Sicherheits- und Geborgenheitsgefühl. Und schon in der Basisaustattung kann sich der Kunde über edle Materialien, gebürstetes Aluminium und Teilledersitze freuen.

Die Armaturen des allradgetriebenen Evoque sind übersichtlich und gut ablesbar angeordnet. Und zur Bedienung muss der Fahrer nicht erst einen Lehrgang absolvieren. Alles passt und ist da, wo es hingehört.

Als einzigen negativen Punkt zum Thema Innenraum schlägt die Kapazität des Kofferraums zu Buche. 420 Liter Ladevolumen entsprechen eher einem Kompaktwagen.

Elektrische Parkbremse

Anstelle eines normalen Wahlhebels findet der Fahrer bei der Automatikversion auf der Mittelkonsole einen Drehwahlknopf vor. Daneben liegt der Schalter für die elektrische Parkbremse und die Bedientaste für das Allradsystem.

2,2 Liter Hubraum und 140 kW/190 PS sorgen dank Turbolader für ausgezeichnete Fahrleistungen. Das Triebwerk beschleunigt den 1,7 Tonnen schweren SUV in 8,1 Sekunden auf 100 km/h und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die aber ist im Vergleich zur Konkurrenz verwunderlich niedrig. Ein gleich motorisierter BMW schafft da rund 30 km/h mehr.

In der Beschleunigungsphase arbeitet die Sechsgangautomatik ganz gelassen und ruhig. Sie schaltet früh und der Motor fühlt sich dank des Drehmoments von 420 Newtonmetern auch bei niedrigen Drehzahlen wohl. Schön auch, dass der Vierzylinder-Diesel zudem ausgesprochen laufruhig agiert.

Direkte Lenkung

Auf kurvigen Landstraßen überzeugt der Evoque mit einer direkten Lenkung und einem straffen, aber trotzdem genügend Komfort vermittelnden Fahrwerk. Es sorgt dafür, dass der SUV Kurven nahezu neutral meistert.

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Und auch an der Tankstelle kann sich der Fahrer freuen. Trotz forcierter Gangart benötigt der Brite im Schnitt nur 8,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Für ein Fahrzeug dieser Größe ein akzeptabler Wert, der sich bei mehr Zurückhaltung mit dem Gaspedal noch spürbar verringern lässt.

Der Evoque eignet sich sowohl für Urlaubsfahrten mit der ganzen Familie, zu Ausflügen ins Gelände oder zu Cruisen auf den einschlägigen Boulevards der Großstädte. Er macht in allen Situationen eine gute Figur.

Zwei-Türen-Version

Schon in der Basisversion gibt es alle üblichen Sicherheitsfeatures, sogar ein Fahrer-Knieairbag gehört dazu. Weiterhin bekommt der Kunde serienmäßig 17-Zoll-Aluräder, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, CC-Radio und Parkpiepser hinten. Und für alle, die den Evoque so noch immer zu bieder finden, bieten die Engländer auch noch eine Version mit zwei Türen als Coupe an.

Bewertung: Plus: Akzeptabler Preis auf Niveau der deutschen Konkurrenz, direkte Lenkung, agiles Handling, gute Automatik, akzeptabler Verbrauch

Minus: kleiner Kofferraum, schlechte Übersicht nach hinten beim Einparken, niedriges Spitzentempo

Technische Daten Range Rover Evoque 2.2 SD4: Viertüriges, fünfsitziges SUV, Länge 4,36 Meter/Breite 1,97 Meter/ Höhe 1,64 Meter/Radstand: 2,66 Meter, Kofferraumvolumen: 420 -1 445 Liter, Wendekreis: 11,3 Meter, Leergewicht: 1 715 kg, max. Zuladung: 635 kg, max. Anhängelast (gebremst bei zwölf Prozent): 1,8 Tonnen, Tankinhalt: 58 Liter; Motor: 2,2 Liter Reihen-Vierzylinder-Diesel mit Turbolader mit 140 kW/190 PS und Sechgang-Automatik, Allradantrieb, max. Drehmoment: 420 Nm bei 1 750 U/min, 0-100 km/h: 8,1 Sek., Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Verbrauch: 8,5 l Diesel auf 100 km, CO2-Emission: 169 g/km, Preis: ab 40 030 Euro. (mid)