Malaga. Ein V8-Motor mit 4,4 Liter Hubraum, 560 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern: Der BMW M6 hat es in sich, zeigt sich kraftvoll und bissig. Doch die geballte Motorleistung bedarf einiger technischer Hilfsmittel - und von diesen fühlt sich der Fahrer zu oft bevormundet.

Die stärksten Motoren und die sportlichste Auslegung hat bei BMW seit nunmehr 40 Jahren einen Namen: 'M'. Auch beim neuen 6er BMW kennzeichnet 'M' das Spitzenmodell. Mit 412 kW/560 PS stehen den beiden Karosserievarianten Coupe und Cabrio mehr als genügende Kraftreserven zur Verfügung. Die Preise haben es aber auch in sich: Das Coupe startet bei 123.600 Euro, das Cabrio bei 131.000 Euro. 412 kW/560 PS unter der langen Motorhaube des M6 garantieren, dass es stets ordentlich vorwärts geht.

Der V8 mit 4,4 Liter Hubraum ist grundsätzlich aus dem M5 bekannt. Das Kraftwerk mit zwei Turboladern dreht willig bis 7000 Umdrehungen; da gleichzeitig das maximale Drehmoment von 680 Newtonmetern zwischen 1 500 U/min und 5 750 U/min bereitsteht, gibt sich der Motor nie auch nur die geringste Blöße. Kraftvoll und bissig jagt er die Tachonadel bis hin zur elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h voran. Zwischendrin durcheilt das Coupe nach gerade 4,2 Sekunden und das Cabrio nach 4,3 Sekunden die 100-km/h-Marke. Sensationelle Werte, weil beide Autos über zwei Tonnen wiegen.

Der Fahrer fühlt sich bevormundet

Die geballte Motorleistung gelangt via Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und aktives 'M-Differenzial' an die angetriebene Hinterachse. Dank elektronischer Krücken bringen die Reifen im 19-Zoll-Format die Kraft auch sicher auf die Straße. Neben 'Dynamischer Stabilitätskontrolle (DSC)', 'Antriebsschlupfkontrolle (ASC)', Kurvenbremsassistent, Bremsassistent, Anfahrassistent und einer dynamischen Dämpferkontrolle gibt es auch noch das sogenannte 'integriertes Chassis Management'.

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Aber mal ehrlich: Bei all diesen Helferlein empfindet sich der Fahrer permanent bevormundet. Gut, dass sich die Chip-Herrschaft im Sinne des BMW-Slogans 'Freude am Fahren' abschalten lässt. Wer beide Philosophien nicht mag, wählt per Taste zwischen zwei Abstimmungs-Einstellungen. Weicheres oder härteres Fahrwerk, schnellere Schaltzeiten, agileres Ansprechverhalten des Gaspedals oder eine direkter ansprechende Lenkung. Im komfortorientierten Modus mit Regelelektronik wird der M6 zum lammfrommen Flanierer mit dumpfem, aber ausgesprochen angenehmen Sound des Achtzylinders.

Der M6 wird nie giftig

Zu schnell angegangene Kurven regelt die Elektronik in die richtigen Bahnen und bügelt Bodenwellen sanft aus. Beim Cabrio allerdings etwas zu sanft, da es die Karosserie bei schnell aufeinander folgenden Wellen etwas aus den Federn hebt. Beim Coupe mit der strafferen Abstimmung passt dies besser. Dafür macht es im Cabrio wesentlich mehr Spaß mit dem geöffneten Dach die Landschaft und den zu genießen.

Trotz geöffnetem Dach sitzen die Passagiere ausgesprochen zugluftarm in den sportlich ausgeformten Sitzen. Auf Rennstrecke zeigt dann speziell das Coupe, zu welch dynamischer Fahrweise es in der Lage ist. Und selbst mit abgeschalteter Elektronik wird der M6 nie giftig. Das besonders leichte Karbondach erinnert an den Rennwagenbau.

Feines Leder im Innenraum

Im Innenraum gibt es feines Leder und etwas zu überladene Bedienelemente. Wer alle Finessen des M6 checken will, muss definitiv in der Anleitung nachschlagen. Optisch unterscheidet sich der M6 von seinen Normalo-Brüdern durch einen neuen Frontspoiler, einen Heckdiffusor, und spezielle Leichtmetallfelgen, die die ungefederten Massen um bis zu 20 Kilogramm reduzieren. Das Team der M GmbH kreierte ohne Sparzwang aus einem schon ausgezeichneten Produkt eine hinreißend verbesserte Variante. Schön, dass sich die Autohersteller im Zeitalter von Effizienz und Beschränkungen nicht von den Erlebnismobilen verabschiedet hat. Auch das garantiert der Buchstabe 'M'. (mid)