Essen. . Dieselabgase sind für die Gesundheit deutlich gefährlicher als angenommen. Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hin. Das Risiko, an Lungen- oder Blasenkrebs zu erkranken, sei deutlich erhöht, belegten mehrere Studien. Die WHO stufte Dieselabgase nun in die Gefährdungsklasse von Asbest, Arsen und Senfgas ein und forderte eine drastische Reduzierung der Abgase weltweit.
Auf große Gesundheitsrisiken durch die Abgase von Dieselmotoren hat die Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) aufmerksam gemacht. Nach neuen Erkenntnissen seien die Abgase ebenso krebserregend wie Asbest, Arsen oder Senfgas.
Nach Ansicht der internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon sei es erwiesen, dass Dieselabgase Lungenkrebs und womöglich auch Blasenkrebs auslösen können. Die Gefahr sei vergleichbar mit dem Risiko durch Passivrauchen. Die WHO fordert daher eine drastische Reduzierung des Schadstoffausstoßes.
Gefährdungspotenzial hochgestuft
Die WHO stufte daher die Gefährdungspotenzial von der Einstufung 2b auf 1 hoch. Damit gelten die Abgase nicht mehr nur als „potenziell krebserregend“ (karzinogen), sondern es besteht ein belegter Zusammenhang zwischen Dieselabgasen und dieser Krankheit. Christopher Portier, Leiter der IARC-Arbeitsgruppe, sagte: „Der wissenschaftliche Begründung ist schlüssig: Dieselabgase verursachen Lungenkrebs. Der Ausstoß von Rußpartikeln und Schadstoffen sollte daher weltweit verringert werden.“ Die Einschätzung von Benzin-Abgasen veränderte die WHO hingegen nicht. Diese gelten weiterhin als „wahrscheinlich krebserregend“.
Die Hinweise auf die Gesundheitsgefahren durch Dieselabgase sind nicht neu. Zuletzt hatte die IARC, die der Weltgesundheitsbehörde angegliedert ist, 1989 darauf hingewiesen, dass Dieselabgase bei Menschen wahrscheinlich krebsauslösend wirken und weitere Studien angeregt. 1998 erklärte die US-Emissionsschutzbehörde in Kalifornien (CARB) Dieselabgase nach einer Reihe von Tierstudien zu einem „toxischen“, also giftigen Luftschadstoff. Dies könne stark darauf hindeuten, dass zwischen berufsbedingten Belastungen durch die Abgase und Lungenkrebs ein direkter Zusammenhang bestehe.
Bauarbeiter und Lastwagenfahrer
Die nun erfolgte neue Bewertung wurde vor allem durch zwei neue Studien des US-Krebsforschungszentrums (National Cancer Institute) ausgelöst. Dort wurde nachgewiesen, dass Minenarbeiter, die unter Tage über eine lange Zeit Dieselabgasen ausgesetzt waren, bis zu siebenmal häufiger an Lungenkrebs erkrankten. Das erhöhte Krebsrisiko bestehe vor allem für bestimmte Berufsgruppen, die häufig und über längere Zeit den Gasen ausgesetzt sind, etwa Lastwagenfahrer, Arbeitern auf Dieselloks und Schiffen sowie auf Baustellen, wo Dieselgeneratoren laufen.
Zwar sei grundsätzlich auch die Bevölkerung vor allem in den Städten betroffen, doch dürfte hier die Belastung deutlich geringer sein, so die Experten. Dafür spricht auch, dass der Schwefelgehalt in dem Treibstoff gesenkt wurden, die Abgase besser gefiltert werden und der Diesel in modernen Motoren fast vollständig verbrennt. Zur Gefährdung der Bevölkerung liegen indes keine wissenschaftlich abgesicherten Ergebnisse vor.
Diesel treibt den Welthandel an
Kurt Straif vom IARC weist jedoch darauf hin, dass künftige Studien auch eine Gefahr für die Allgemeinheit aufzeigen könnten. Man wisse von anderen Studien, dass sie zunächst die Risiken für besonders gefährdete Personen in den Blick nehmen, später seien dann oft auch Gefahren für andere Gruppen erkannt worden. Ein Beispiel sei das Passivrauchen.
Vor dem Hintergrund, dass 90 Prozent der Warentransporte weltweit von Dieselmaschinen bewegt werden, wird das globale Gefährdungspotenzial deutlich. Zugleich zeigt dies aber aber auch die Möglichkeit, den Schadstoffausstoß durch strengere Vorschriften, bessere Treibstoffe und Filter weltweit zu verringern.
Baumaschinen als Dreckschleudern
In diesem Zusammenhang weist Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) auf die enorme Belastung von Anwohnern und Arbeitern durch Baumaschinen hin. In deutschen Großstädten würden Baumaschinen inzwischen mehr Dieselruß ausstoßen als der Fahrzeugverkehr.
Die Dieselmaschinen auf Baustellen sind häufig den ganzen Tag im Einsatz. „So kommt es an einem Ort zu einer hohen Konzentration von Schadstoffen, denen die Arbeiter auf der Baustelle ausgesetzt sind. Daran ändert auch der Betrieb im Freien nichts“, sagte Holger Bartels von der IG Bau. Die gesetzlichen Regelungen für auf Baustellen eingesetzte Maschinen reichten nicht aus. DUH und Gewerkschaft fordern daher eine „flächendeckende Filterpflicht“ für Dieselmaschinen auf Baustellen.