Wanne-Eickel. Der Feinstaub-Belastung im Wanner Norden droht eine neue Rekordmarke: Am Donnerstag, dem letzten Tag im Mai, wurde die Grenze von 50 Überschreitungen erreicht - so viel wie nirgendwo sonst in NRW. Toleriert werden von der EU maximal 35 Tage – im gesamten Jahr, versteht sich.

Konkret: Die Grenzwerte für krebserregenden Feinstaub wurden an der Messstation auf der Recklinghauser Straße seit Anfang Januar an 50 Tagen überschritten. Und nun?

Kurzfristige Maßnahmen

Das Ganze sei „ein Drama“, kommentiert Stadtsprecher Horst Martens auf Anfrage der WAZ. Die Hoffnung der Verwaltung, dass die Werte in diesem Jahr sinken, habe sich bislang nicht erfüllt. Zur Erinnerung: 2011 wurden die Grenzwerte an 67 Tagen geknackt. Rechnet man die aktuellen Zahlen hoch, sind in 2012 Überschreitungen an über 100 Tagen alles andere als unrealistisch. Deshalb sollen nun Maßnahmen ergriffen werden, kündigt Martens an, Stadt und Bezirksregierung seien bereits im Gespräch. Diese Maßnahmen kämen „kurzfristig“, so der Stadtsprecher weiter, ohne ins Detail zu gehen.

Nach Informationen der WAZ denkt die Verwaltung darüber nach, den Lkw-Verkehr vom Westhafen, der Heimat der Wanne-Herner Eisenbahn (WHE), nach Norden auf die A 2 umzuleiten; so würde die Recklinghauser Straße mit der Anschlussstelle Herne-Wanne der A 42 im Süden entlastet.

Die Stadt hofft zudem, dass sich die für den Sommer geplante Asphaltierung der Lkw-Rangierfläche auf dem WHE-Gelände sowie die Kontrollen der Feinstaub-Plaketten seit Juni positiv auswirken. Auch Ampeln, so Martens, sollen noch synchronisiert werden. Doch der Stadtsprecher weiß: Die Feinstaub-Belastung sei abhängig von der Verkehrsdichte. Deshalb sollen besagte „Maßnahmen“ folgen.

Alarmiert zeigt sich auch Dirk Gleba, Vorsitzender im Umweltausschuss. Spätestens im September, so der Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen, soll sich das Gremium mit dem Thema beschäftigen. Ob der aktuellen Zahlen sieht er dringenden Handlungsbedarf. Die EU, so Gleba, werde sich die Lage in Herne „nicht unendlich lange angucken“. Bevor diese einschreite, müssten erfolgreiche, möglicherweise auch unkonventionelle Maßnahmen her: „Die Politik darf sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen.“

Welche Maßnahmen das sein könnten? Tempo 30 auf der Recklinghauser Straße etwa oder eine komplette Sperrung für den Lkw-Verkehr, so der Ratsherr.