Flensburg. Gäbe es die Raser nicht, müssten die Regalreihen in der Flensburger Verkehrssünderkartei nicht einmal halb so lang sein. So aber wächst der Datenwust. Erstmals sind nun über neun Millionen Verkehrsteilnehmer im Besitz von Punkten. Dank eines modernen Kommunikationsgerätes dürften es noch mehr werden.

Rund 47 Millionen Punkte sind in der Flensburger Verkehrssünder-Kartei vermerkt. Die meisten von ihnen haben Deutschlands Autofahrer weiterhin dem Rasen zu verdanken, egal ob männlich oder weiblich. "Im vergangenen Jahr haben wir die magische Schwelle von neun Millionen Menschen überschritten, die im Verkehrszentralregister erfasst sind", sagte der Präsident des Kraftfahrt-Bundesamtes, Ekhard Zinke, am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts in Flensburg.

Das waren 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Männer stellen weiterhin das Gros der Verkehrssünder. Etwa sieben Millionen sind in Flensburg erfasst, das bedeutet einen Anteil von 77,5 Prozent. "Die Geschwindigkeitsverstöße sind weiter deutlich dominierend", sagte Zinke. Insgesamt 57,1 Prozent aller Eintragungen beruhen darauf. Danach folgen Alkoholfahrten und Vorfahrts-Vergehen.

 Während Männer sich öfter mit Alkohol ans Steuer setzen, missachten Frauen im Vergleich häufiger die Vorfahrt. Die überwiegende Mehrheit der Verkehrssünder - rund fünf Millionen - hat allerdings nur bis zu drei Punkte auf dem Flensburger Konto. Etwa 500.000 Menschen haben allerdings acht und mehr Punkte, davon allerdings nur zehn Prozent Frauen.

Überrascht ist Zinke darüber, dass immer weniger Verkehrsteilnehmer durch die freiwillige Teilnahme an Seminaren Punkte abbauen.

Immer mehr Handy-Verstöße

Sorge bereitet Zinke die weiter ansteigende Zahl der Fälle von Handy-Nutzung am Steuer. 450.000 Vergehen registrierte die Behörde im vergangenen Jahr. Das waren 27.000 Fälle mehr als noch 2010. "In Nordrhein-Westfalen werden mit weitem Anstand die meisten Verstöße je 1000 Einwohner registriert, gefolgt von Bayern", sagte Zinke.

In Nordrhein-Westfalen gab es statistisch 11,1 Fälle, in Bayern 7,5. Dagegen verhalten sich Autofahrer in Sachsen-Anhalt diesbezüglich am besten. Dort wurden nur 1,9 Verstöße je 1000 Einwohner erfasst.

Außerdem fahren seit Jahren mehr Menschen ohne Gurt Auto. Die Zahl der Fälle verdoppelte sich seit 2007 nahezu auf 5800. "Das finde ich schon richtig dramatisch", sagte Zinke. Ein nicht angelegter Sicherheitsgurt sei eine der vier Hauptursachen für 75 Prozent aller tödlichen Unfälle neben Tempo-Überschreitungen, Alkohol am Steuer und dem Fahren bei Rot.

Behördenchef befürwortet Neuregelung

Zudem sprechen die Behörden in Deutschland immer weniger Fahrverbote aus und entziehen auch in weniger Fällen den Führerschein. 2010 wurden 431.632 Fahrverbote ausgesprochen (minus sieben Prozent gegenüber 2009) und 109.821 Führerscheine entzogen (minus neun Prozent).

Die geplante Neuregelung des Punktesystems befürwortet Zinke, weil sie zu "deutlich größerer Transparenz führen wird". Zudem sei das angedachte neue System gerechter. "Das bestehende System ist durchaus reformbedürftig", sagte Zinke. Er geht davon aus, dass die Umstellung nach Abschluss des parlamentarischen Verfahrens ab Sommer kommenden Jahres greifen kann.

2011 waren im KBA rund 58 Millionen Fahrzeuge erfasst, darunter 43 Millionen Pkw. 2154 Elekro-Pkw und 12.622 Wagen mit Hybrid-Antrieb wurden im vergangenen Jahr neu zugelassen. Ihr Anteil an der deutschen Pkw-Flotte ist mit 0,8 Prozent aber weiterhin gering. ( http://www.kba.de ) (dapd)