Genf. Der 82. Genfer Autosalon vom 8. bis 18. März bietet rund 180 Welt- und Europapremieren. Die wichtigsten Neulinge stammen aus der Kompaktklasse. Nicht nur angeschlagene Hersteller wie Peugeot oder Opel setzen Hoffnungen in die Kleinen. Auch Premium-Marken wie Mercedes oder Audi wollen hier punkten.

Die Vorzeichen für die europäischen Hersteller beim Autosalon in Genf könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite stehen die deutschen Premiumautoschmieden Daimler, BMW und Audi, die im vergangenen Jahr von Rekord zu Rekord geeilt sind. Auf der anderen Seite stehen traditionsreiche Unternehmen wie Opel oder Peugeot, die wegen ihrer Abhängigkeit vom europäischen Markt schwerwiegende Probleme haben.

Doch eines haben sie gemeinsam: Am Genfer See lasten auf den kleinen Fahrzeugen die großen Erwartungen. Als Trendthema scheint zudem das vernetzte Fahrzeug dem Elektroauto den Rang abgelaufen zu haben. Insgesamt bietet der 82. Genfer Autosalon (8. bis 18. März) rund 180 Welt- und Europapremieren von etwa 260 Herstellern. Die wichtigsten Neuvorstellungen stammen aber aus der Kompaktklasse.

Wettkampf der Premiumhersteller

Ein Dreikampf erhält in Genf neuen Auftrieb. Denn die Premiumhersteller Daimler, BMW und Audi setzen im Wettstreit um die meisten verkauften Fahrzeuge auf die Kompakten. In der Schweiz stellt Mercedes-Benz die neue A-Klasse vor, Audi präsentiert den neuen A3. BMW hatte mit seiner 1er-Baureihe bereits im vergangenen Jahr vorgelegt. Wie wichtig ihnen der Führungsanspruch ist, unterstreichen die Hersteller mit ehrgeizigen Zielvorgaben.

Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche hatte im September das Ziel für 2020 ausgegeben, bis dahin die Nummer eins zu sein. "Wir haben noch Luft nach oben", erneuerte er kürzlich seine Kampfansage an die Konkurrenz. Während Daimler jedoch keine Zahlen nennt, werden die Wettbewerber mit ihren Zukunftsplänen konkreter. BMW will bis 2020 mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen. Diese Zielsetzung hat auch Audi genannt.

Krisenbewältigung bei Opel und Peugeot

Von solchen Zielen kann der krisengeschüttelte Hersteller Opel nur träumen. Ein kompakter Geländewagen namens Mokka soll auf dem Autosalon wieder etwas Hoffnung bringen. Das Fahrzeug basiert auf dem Corsa und soll den Verkauf im überaus beliebten Segment der kleinen Geländewagen ankurbeln. Den Rüsselsheimern käme das sehr gelegen. Während es beim Mutterkonzern General Motors bergauf ging, schrieb der europäische Zweig im vergangenen Jahr einen Verlust von 523 Millionen Euro.

Krisenbewältigung betreibt auch Peugeot, das den neuen Kleinwagen 208 vorstellt. Die Franzosen leiden ebenso wie Opel unter der stagnierenden Nachfrage auf dem europäischen Markt. PSA machte im Kerngeschäft Auto Verluste von 439 Millionen Euro. Erst vergangene Woche hatten GM und PSA Peugeot Citroën deswegen eine umfangreiche Zusammenarbeit angekündigt. Zunehmende Bedeutung bekommt die Technik im Auto. Internetzugang, Touchscreen, Multimediadienste - die Autobauer ködern die junge Generation.

Der Trend geht zum Smartphone im Auto

McKinsey hat dazu jüngst eine Studie vorgestellt, wonach 36 Prozent der unter 25-Jährigen während der Autofahrt ihr Smartphone nutzen. Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung bei McKinsey, sagte, dass knapp 70 Prozent der unter 40-Jährigen von der Industrie erwarteten, ihnen in den nächsten zehn Jahren auch im Auto einen sicheren Zugang zum Internet zu ermöglichen.

Eine schöpferische Pause macht dagegen offenbar das Elektroauto. Renault stellt zwar beispielsweise den ZOE vor und Nissans Edelmarke Infiniti einen E-Sportwagen. Aber anders als noch im Herbst bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt überbieten sich die Hersteller nicht mit neuen Studien von strombetriebenen Fahrzeugen. "Der Hype flacht ab", konstatiert der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. (dapd)